Cochrane für Alle: Cochrane Colloquium 2018

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Am diesjährigen 25. Cochrane Colloquium in Edinburgh trafen sich Patienten*, Akteure im Gesundheitswesen, Forscher sowie politische Entscheidungsträger zu einer gemeinsamen Tagung. Ihre Vision: einer auf verlässlicher Evidenz basierten Gesundheitsversorgung näher zu kommen. Hier einige Highlights.

Über 1200 Menschen aus aller Welt, die sich für eine bessere globale Gesundheitsversorgung einsetzen, beteiligten sich am diesjährigen Cochrane Colloquium vom 16. bis 18. September 2018 in Edinburgh. Erstmals organisierten Patienten die Konferenz mit. Dies mit dem Ziel, evidenzbasierte Forschung und medizinische Praxis mit den Erfahrungen von Betroffenen zusammenzubringen.

Input von Patienten und ihre Erfahrungen werden zunehmend als wichtige Quelle für eine gute Gesundheitsversorgung anerkannt. Um möglichst vielen Patienten das Mitwirken am Colloquium so einfach wie möglich zu gestalten wurde ein Konferenzdienst eingerichtet. Dank diesem ‘Beyond the room‘ Konferenzdiensts  konnten Menschen auch virtuell durch Live-Tweets und Podcasts am Colloquium teilnehmen und Fragen an die Referenten stellen, welche diese live beantworteten.

Wir sind alle Patienten und Versorger zugleich

Zahlreiche Workshops, Vorträge und Präsentation dienten dazu, dem Ziel ‘Cochrane für alle‘ näher zu rücken. Die Auftaktrede von Cochrane CEO Mark Wilson gab die Richtung vor: ‘Wir sind alle Patienten und Versorger zugleich‘, so Wilson gegenüber der Tatsache, dass fast jeder Mensch im Laufe seines Lebens beide Rollen einnimmt. Deshalb auch die Notwendigkeit, die künstliche Zweiteilung zwischen Gesundheitspersonal auf der einen Seite und Patient auf der anderen aufzuheben.

Einbezug von Patienten

Immer mehr Patienten möchten bei ihrer Gesundheitsversorgung mitbestimmen und besser informiert sein. Dies spiegelt sich auch im Erfolg der ‘Cochrane — Wikipedia Initiative‘ wider, die besondere Aufmerksamkeit erhielt. Weltweit gibt es auf Wikipedia über 155,000 gesundheitsbezogene Artikel. Die ‘Cochrane Database of Systematic Reviews (CDSR)‘, ist mittlerweile die meist-zitierte Quelle in den gesundheitsbezogenen Wikipedia-Artikeln. Wenn man bedenkt, dass Wikipedia unter den Top 5 der meistbesuchten Webseiten weltweit ist, ist das ein klares Zeichen dafür, dass die evidenzbasierten Informationen von Cochrane immer mehr Menschen, Laien wie Mediziner zugleich, auf der ganzen Welt erreichen.

Patienten möchten sich aber nicht nur über ihre eigene Gesundheit informieren, sondern sich auch untereinander austauschen, ihre Erfahrungen teilen und sich gegenseitig unterstützen. Schon vor über 17 Jahren hatte Dr. Ann McPherson und Dr. Andrew Herxheimer – beide Cochrane Mitglieder und Ärzte – die Idee, ihre eigenen Krankheitserfahrungen auf der Webseite ‘Health Talk‘ öffentlich zu teilen. Nach dem Vorbild dieser Webseite entstanden in einigen Ländern – mitunter auch in Deutschland unter dem Namen Krankheitserfahrungen  – ähnliche Webseiten. Andere sind noch in Planung, wie zum Beispiel in der Schweiz.

Während diese Webseiten in erster Linie für Patienten erstellt und von diesen genutzt werden, werden sie mittlerweile auch als Lehrmittel bei Medizinstudenten eingesetzt. Die rund 30’000 Videos mit über 100 verschiedenen Krankheitsbildern von ‘Health Talk‘ werden zum Beispiel an der Oxford Universität genutzt, um Medizinstudenten die praktischen Sorgen und Ängste von Patienten näher zu bringen. Dadurch könnten die nicht-messbaren, individuellen Überzeugungen und Gefühle von Patienten auch in der Versorgung berücksichtigt werden.

Betonung liegt auf dem Wort ‚Versorgung‘

Die Abschlussrede von Dr. Victor Montori, Professor der Medizin an der Mayo Klinik, Minnesota, USA, schließt und erweitert diesen Kreis zugleich: Der Fokus einer evidenzbasierten Gesundheitsversorgung, so Dr. Montori, läge auf dem Wort Versorgung und nicht auf dem Wort evidenzbasiert. Letzteres sei lediglich ein Adjektiv, um eine bessere, menschlichere, patientenorientiertere und auf dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Forschungstand basierende Versorgung zu gewährleisten.

Doch sei die Arbeit von Cochrane Autoren, auch wenn sie manchmal theoretisch oder praxisentfernt erscheinen mag, genau deshalb so wichtig: Sie legt die Basis dafür, dass Ärzte und andere Gesundheitsfachpersonen diese Versorgung auf wissenschaftlichem Fundament für ihre Patienten gewährleisten können.

In diesem Sinne freuen wir uns auf weitere Patientenbeteiligung bei zukünftigen Cochrane Colloquia.

Text: Anne Borchard und Andrea Puhl

*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlechter.

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