Lachendes Mädchen

Fluorid-Mundspülungen für Kinder: Spülen, Ausspucken – gesunde Zähne?

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Zahnschäden sind bei Erwachsenen und Kindern in Industrieländern weit verbreitet, wobei der Grad der Schäden zwischen den sozioökonomischen Gruppen variiert: In sozial schwächeren Schichten gibt es tendenziell mehr zerstörte Zähne. Die Weichen werden schon in der Kindheit gestellt und eine schlechte Mundgesundheit geht nicht selten mit späteren Herzerkrankungen und Diabetes einher.

Zahnreparatur ist nerven-, kosten- und zeitintensiv, daher ist es rentabler, die Priorität auf die Prophylaxe zu setzen und etwaigen Zahnschäden zum Beispiel mit fluoridhaltigen Produkten vorzubeugen. Fluorid kommt als Spurenelement natürlicherweise in Umwelt und Lebensmitteln vor und wird in manchen Gegenden dem Trinkwasser zugesetzt. Laut der deutschen Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung ist fluoridhaltiger Zahnschmelz säureresistenter und weniger anfällig für Karies. Aus dem Grund finden sich immer mehr fluoridhaltige Gels, Tabletten und Mundspülungen insbesondere für Kinder in den Regalen. Grund genug, einen Blick auf die tatsächliche Wirkung zu werfen.

Wirken Mundspülungen für Kinder und sind sie sicher?

Ein Team britischer Wissenschaftler überarbeitete nun in einem aktualisierten systematischen Review zusammen mit der Cochrane-Gruppe für Mundgesundheit (Cochrane Oral Health) einen 2003 erstmals erschienenen Review, um herauszufinden, wie wirksam und sicher Fluorid-Mundspülungen für Kinder und Jugendliche zur Vorbeugung von Kariesschäden sind. Sie analysierten 37 kontrollierte randomisierte Studien mit insgesamt 15.813 Kindern von 6 bis 14 Jahren. Für unter 6-Jährige werden Mundspülungen wegen der Verschluckungsgefahr nicht empfohlen.

Die meisten Kinder bekamen eine Natrium-Fluoridlösung mit einer Konzentration von 0,023 Prozent Fluorid zum täglichen Spülen oder einer Konzentration 0,09 Prozent für die wöchentliche oder 14-tägliche Anwendung. Sämtliche Studien wurden für eine Dauer von zwei bis drei Jahren in Schulprogrammen in verschiedenen Ländern durchgeführt, zwei davon bezogen zusätzliche Nutzung zuhause mit ein.

Es gibt einen karieshemmenden Effekt

Die Schäden an den bleibenden Zähnen wurden entweder pro Zahn oder pro Zahnoberfläche – Backenzähne haben jeweils 5 Oberflächen, Schneidezähne nur 4 – ermittelt. Die kombinierten Ergebnisse aus 35 Studien zeigten, dass durch Fluoridgabe eine durchschnittliche Reduktion von 27 Prozent der Schäden an den Zahnoberflächen stattgefunden hat. Bezogen auf die Anzahl an insgesamt geschädigten Zähnen fand eine Reduktion um 23 Prozent statt, was aus den zusammengefassten Ergebnissen von 13 Studien ermittelt wurde. Gemessen wurde dies anhand geschädigter, fehlender oder gefüllter bleibender Zähne derjenigen Kinder und Jugendlichen, die regelmäßig und kontrolliert eine Fluorid-Mundspülung verwendeten im Vergleich zu jenen, die eine Placebolösung (ohne Fluorid) oder gar keine Behandlung erhielten. Dieser prophylaktische Nutzen ist sogar vorhanden, wenn die Kinder bereits Zugang zu sonstigen Fluoridquellen besaßen, etwa Fluoridzahnpasta verwendeten oder in Gegenden mit fluoridiertem Wasser wohnten.

Evidenz von moderater Qualität

Die Autoren waren von der Wirkung jedoch nur dürftig überzeugt und beurteilten die Qualität der vorhandenen Evidenz als moderat. Die meisten Studien (28) wiesen methodische Mängel auf bargen ein Befangenheitsrisiko und bei 9 Studien war das Risiko nicht klar.

Zu wenige Informationen lieferten die Studien über unerwünschte Nebenwirkungen dieser Mundspülungen. So berichteten drei Studien nicht ausreichend über auftretende Zahnverfärbungen und eine Studie nur dürftig über allergische Irritationen im Bereich der Mundschleimhaut. Auch konnten keine Hinweise gefunden werden, wie die Kinder mit der Anwendung zurechtkamen. Den Autoren war ebenfalls nicht klar, ob die Ergebnisse auf Kinder in anderen Kontexten (außerhalb des schulischen Bereichs) übertragbar sind.

Sind die Ergebnisse brauchbar?

Ein zentraler Kritikpunkt ist das Alter der Studien. Die Basis für die Evidenz stammt hauptsächlich aus Studien der Jahre 1960-1970, in denen fluoridierte Zahnpasten nicht verbreitet waren. Acht Studien zwischen 1980 und 1990 zeigten zwar keinen kleineren Behandlungseffekt durch Mundspülungen mit Fluorid im Vergleich zu den Jahren davor, dennoch bleibt offen, ob die Ergebnisse heute noch relevant sind.

Trotz des Alters der Studien schließen die Autoren, dass durch die regelmäßige Verwendung von Fluorid-Mundspülungen Zahnschäden bei bleibenden Zähnen von Kindern stark reduziert werden können – auch in der aktuellen klinischen Praxis.
Was lässt sich verbessern?

Der Fokus sollte zukünftig auf direkten Vergleichsstudien entweder zwischen verschiedenen Inhaltsstoffen fluoridhaltiger Mundspülungen untereinander oder zwischen Mundspülungen und anderer präventiver Maßnahmen liegen. Auf jeden Fall müssen in die Bewertung relevante Ergebnisse wie unerwünschte Wirkungen, Annehmbarkeit durch die Benutzer und Spülungskonzentration und -häufigkeit mit einbezogen werden.

Text: Stephanie Heyl
Bildnachweis: The Photographer, CC0 1.0

Hier geht‘s zum Cochrane Review:

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD002284.pub2/full

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