Kranke Frau mit Tasse

Melatonin – hilfreich bei Epilepsie?

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Etwa 0,8 % der Menschen weltweit erkranken an Epilepsie, einer neurologischen Erkrankung, die häufig in den ersten beiden Lebensjahrzehnten auftritt. Mit entsprechender medikamentöser Behandlung lässt sich Epilepsie gut behandeln. Trotz bestmöglicher Therapie erleiden 30 % der Betroffenen weiterhin Anfälle. Melatonin, so der wissenschaftliche Diskurs, könne bei vielen Betroffenen die Anfallshäufigkeit senken. Ein Cochrane-Review widmete sich der Frage, wie wirksam das Hormon bei Epilepsie ist.

Gegen Schlafstörungen, Jetlag und Depression: Melatonin hat ein gutes Image. In Kanada und in den USA ist das Hormon als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich und soll wahre Wunder wirken, die von Krebsvorsorge bis Kopfschmerzprophylaxe reichen. In Europa ist Melatonin zur Behandlung von Schlafproblemen zugelassen und als Arzneimittel verschreibungspflichtig.

Wirkung von Melatonin

Melatonin kann der menschliche Körper mithilfe der Zirbeldrüse selbst herstellen. Es soll auch bei Epileptikern die Anfallshäufigkeit senken. Grund für diese eventuelle Wirksamkeit könnte der Einfluss des Hormons auf den Schlaf-Wachrhythmus des Menschen, den sogenannten zirkadianen Rhythmus, sein.

Trügt der Schein?

Internationale Cochrane-Review-Autoren sind der Frage auf den Grund gegangen: Dazu wurden klinische Studien betrachtet, in denen eine Vergleichsgruppe zusätzlich zu einem Anti-Epileptikum Melatonin und die andere Gruppe zusätzlich ein Scheinmedikament (Placebo) erhielt.  In den Cochrane Review wurden sechs Studien mit insgesamt 125 Teilnehmern – 106 davon unter 18 Jahren — einbezogen. Es wurden zwei Vergleiche berichtet: Melatonin im Vergleich zu Placebo und Melatonin 5 mg im Vergleich zu 10 mg. Ziel war es, herauszufinden, ob durch die Zugabe von Melatonin weniger Krampfanfälle auftreten, diese ganz ausbleiben und ob Nebenwirkungen auftreten.

Vielleicht – oder doch nicht?

Die eingeschlossenen Studien lieferten nur wenig verwertbare Information. Nur zwei Studien berichteten die exakte Anzahl der Anfälle; hier kam es zu keiner Veränderung der Anfallshäufigkeit. Zwei Studien erhoben Daten zu Nebenwirkungen. Bei einem Kind, dass Melatonin nahm, wurde eine Verschlechterung von Kopfschmerzen beobachtet. In einer Studie wurde die Lebensqualität erhoben, die jedoch mit zusätzlicher Melatonineinnahme nicht signifikant verbessert wurde. Aufgrund methodischer Schwächen der Studien, ist auch die Qualität der Evidenz gering. Welche Rolle Melatonin im Hinblick auf Anfallshäufigkeit und Lebensqualität spielt, lässt sich daher auf dem gegenwärtigen Stand des Wissens nicht sagen.

Hier geht’s zur deutschen Übersetzung des Cochrane-Reviews:

http://www.cochrane.org/de/CD006967/melatonin-als-zusatzliche-behandlung-bei-epilepsie

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