Patient / Arzt Besprechung zum Thema Asthma

Wenn die Luft wegbleibt: Asthma-Kontrolle durch individuell zugeschnittene Managementpläne

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Der Sommer kommt, und mit ihm die Lust aktiv das sonnige Wetter zu genießen. Beim Wandern, Schwimmen oder Beach Volley Ball spielen bringen wir unsere Lunge auf Hochtouren. Was für die meisten kein Problem ist, kann für Asthma-Erkrankte zu viel sein.

Asthma Bronchiale ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine sehr weit verbreitete chronische Erkrankung. Die WHO schätzt, dass derzeit weltweit etwa 235 Millionen Menschen – 3 Mal die Einwohnerzahl Deutschlands – von Asthma Bronchiale betroffen sind.

Was ist Asthma Bronchiale?

Bei Asthma Bronchiale sind die oberen Atemwege (Bronchien) sehr empfindlich und chronisch entzündet. Ursache sind verschiedene Reizstoffe (z.B. Tierhaare, Pollen, Hausstaub, Rauch), die mit der Luft in die Lunge eingeatmet werden. Auch andere Faktoren wie beispielsweise sportliche Belastungen können Verengungen der Atemwege (Atemwegsobstruktion) auslösen. Diese Engstellen entstehen durch die krampfartige Kontraktion der glatten Bronchialmuskulatur und Schwellungen der Bronchialschleimhaut. Gelegentlich kommt es zur Bildung eines zähen Schleims, der die Atemwege verschließt, wodurch die Ausatmung zusätzlich erschwert ist. Häufig klagen Asthma-Patienten* deshalb über Beschwerden wie einer pfeifenden Atmung, einem Engegefühl in der Brust, Kurzatmigkeit, Luftnot und Husten.

Asthma Bronchiale zählt zu den chronischen Erkrankungen. Das bedeutet, dass sich das Asthma Bronchiale langsam entwickelt und lang andauert. Meistens sind die Symptome und Beschwerden nicht gleichbleibend schlimm, sondern gelegentlich stärker, schwächer oder gar nicht vorhanden. Wenn sich die Beschwerden kurzzeitig stark verschlimmern und es zur Luftnot kommt, wird von einem akuten Asthmaanfall gesprochen. Ein Anfall kann zum Notfall werden. Menschen, die an Asthma Bronchiale leiden, sollten den Umgang mit der Krankheit erlernen und auf Anzeichen achten, die einen Anfall ankündigen. Damit kann der Zustand stabilisiert und akute Asthmaanfälle vermieden/reduziert werden.

Was hilft gegen Asthma?

Bei einem akuten Asthmaanfall, der mit Atemnot einhergeht, muss sofort gehandelt werden. In dieser Akutsituation helfen inhalativ bronchienerweiternde Medikamente z.B. Beta-2-Sympathomimetika (Asthmaspray). Zur langfristigen Behandlung der Entzündung werden weitere Medikamente wie beispielsweise Glukokortikoide verordnet. Jeder Patient bekommt einen individuell abgestimmten Medikationsplan. Neben der Medikation ist das Selbstmanagement jedoch sehr wichtig, um der Symptomverschlimmerung vorzubeugen.

Möglicher Nutzen individueller Managementpläne

In einem aktuellen Cochrane Review von 2017 wurde von Cochrane-Autoren untersucht, ob sich ein personalisierter Management-Plan positiv auf den Zustand der Asthma-Patienten auswirkt.
Der Managementplan wurde vom behandelnden Arzt für jeden Asthmapatienten schriftlich erstellt. Er umfasst, welche Reizstoffe oder Situationen der Betroffene besser vermeiden sollte, welche Signale auf einen baldigen Asthma-Anfall hindeuten, wann und wie die Dosis des Medikaments erhöht werden kann und in welchem Fall der Betroffene einen Arzt aufsuchen sollte. Ziel dieses Plans ist es, den Zustand des Betroffenen möglichst stabil zu halten und eine Verstärkung der Symptomatik zu vermeiden. Dieser kann den Grad der Selbstständigkeit der Asthmapatienten erhöhen und das Wohlbefinden der Patienten steigern. Darüber hinaus kann die Kommunikation zwischen Arzt und Patient über diesen schriftlichen Plan verbessert werden, da der Krankheitsverlauf genau dokumentiert wird.

Im Review, welcher den Nutzen solcher Asthma-Pläne untersuchte, wurden 11 randomisiert kontrollierte Studien (verblindet und nicht verblindet) eingeschlossen. Die Studien wurden mehrheitlich im Rahmen der ärztlichen Grundversorgung sowie in acht unterschiedlichen Ländern durchgeführt: Großbritannien, USA, Kanada, Serbien, Niederlanden, Australien und Schweden. Die 2602 erwachsenen Studienteilnehmer wiesen eine diagnostizierte Asthma-Erkrankung verschiedener Schwere auf, waren jedoch frei von Begleiterkrankungen. Jeder Studienteilnehmer in der Interventionsgruppe erhielt einen persönlichen Asthma-Managementplan, der folgende Kriterien erfüllen musste:

• zeigt die Verschlimmerung der Symptome auf (Zustandskontrolle)
• beschreibt Maßnahmen bei Symptomverschlimmerung
• enthält Medikationsinstruktionen (wie, wann, welche Medikation)
• enthält Kontaktdaten von Gesundheitsdiensten
• basiert auf patientenspezifischen Parametern, wie Peak Flow oder Symptomenschwere

Die Kontrollgruppe erhielt die Regelversorgung. Zu unterschiedlichen Messzeitpunkten, die zwischen den Studien variierten (14 Wochen, 6 Monate bis zu 2 Jahren), wurde untersucht, wie häufig folgende Ereignisse in den Gruppen auftraten:

• Zahl der Patienten mit Symptomverschlimmerungen, die zur Notaufnahme oder Hospitalisierung führte.
• Extreme Symptomverschlimmerungen, die zum Beispiel zu Arbeitsunfähigkeit führten
• Schwere Nebenwirkungen, inklusive Tod
• Veränderung der Lebensqualität

Managementpläne können die Lebensqualität verbessern!

In fünf Studien mit insgesamt 1385 Patienten wurde die Anzahl der Patienten, die aufgrund von Symptomverschlimmerungen ins Krankenhaus kamen, untersucht. Es konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen festgestellt werden. Eine Studie mit 141 Teilnehmern untersuchte, wie viele Patienten eine starke Symptomverschlimmerung erlitten. In der Interventionsgruppe traten bedeutsam weniger Fälle von extremen Symptomverschlimmerungen auf. Aufgrund der mangelnden Studienqualität, erscheinen diese Ergebnisse jedoch als wenig verlässlich.

Eine weitere Studie untersuchte, ob schwere Nebenwirkungen unterschiedlich häufig innerhalb der Gruppen auftaten. Tendenziell wiesen die Teilnehmer mit individuellem Managementplan seltener schwere Nebenwirkungen auf, als die in der Kontrollgruppe. Der Unterschied war jedoch nicht bedeutsam (signifikant) und die Studienqualität gering.

Die Lebensqualität, die in vier Studien (441 Patienten) untersucht wurde, verbessert sich mit der Verordnung eines Managementplans (Interventionsgruppe) deutlich im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Lebensqualität wurde jedoch in den Studien zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemessen (nach 3, 12 oder 24 Monaten) was Vergleiche schwierig macht.

Fazit

Die Ergebnisse des Cochrane Reviews zeigen auf, dass die Asthma-Managementpläne zur Verbesserung der Asthmakontrolle nur einen geringen Nutzen aufweisen. Darüber hinaus ist zu beachten, dass die eingeschlossenen Studien von geringer Qualität waren. Insofern sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu betrachten und zukünftige Studien könnten dieses Ergebnis noch verändern.

Faktenbox:

• In Deutschland erleiden etwa 6 von 100 Erwachsene regelmäßig Asthma-Anfälle. Nach neusten Befragungen des Robert Koch Instituts 2018 sind etwa 4 von 100 Kindern und Jugendlichen in Deutschland von Asthma Bronchiale betroffen.

• In der Schweiz ist jedes 10. Kind und jeder 14. Erwachsene von der Krankheit betroffen (LungenLiga).

• In Österreich leidet bei den über 15-Jährigen rund jeder 20. (4,4%) an Asthma Bronchiale (Österreichischer Gesundheitsbericht 2016).

Text: Maren Fendt

*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

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