Probiotika in der Säuglingsmilch, um Allergien vorzubeugen?

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Mit dem Zusatz von Probiotika in der Säuglingsmilch hofft man, Kinder vor Allergien zu schützen – ein aktualisierter Cochrane Review dämpft allerdings diese Hoffnung. Weder für Asthma, Heuschnupfen noch Nahrungsmittelallergien konnte ein vorbeugender Effekt belegt werden. Es gab lediglich schwache Hinweise, dass das Auftreten von Neurodermitis vermindert werden könnte; allerdings nicht in der Untergruppe der methodisch hochwertigen Studien.

Neben der Muttermilch ist Formulanahrung für viele Babys eine wichtige Nahrungsquelle. Dabei handelt es sich um industriell hergestellte Babynahrung, die Muttermilch ersetzen oder ergänzen kann. Häufig werden ihr Probiotika und Präbiotika zugesetzt. Sie sollen das Immunsystem stärken und das Wachstum nützlicher Bakterien im Darm fördern. Die Hoffnung dahinter: Durch die frühe Gabe von Probiotika – zunächst über die Flaschennahrung, später im Brei – könnte das Risiko für Allergien in den ersten Lebensjahren gesenkt werden, besonders bei Kindern mit einem erhöhten Allergierisiko.

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Was sind Probiotika, Präbiotika und Synbiotika?

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die bei ausreichender Aufnahme eine potenziell positive Wirkung auf das Darmmikrobiom ausüben.

Präbiotika bezeichnen unverdauliche Ballaststoffe wie Inulin oder Frukto- und Galakto-Oligosaccharide, die probiotischen Mikroorganismen als „Nahrung“ dienen und die Überlebensrate und Funktion der Probiotika im Darm steigern sollen.

Synbiotika kombinieren Probiotika mit ausgewählten Präbiotika.

Wie ist die Studienlage zu Präbiotika für Säuglinge?

Ein aktualisierter Cochrane Review sichtete alle randomisierten kontrollierten Studien zur Allergieprävention mit Probiotika oder Synbiotika. Insgesamt wurden 24 Studien berücksichtigt; 19 davon sind neu in diesem Update hinzugekommen. Die meisten Studien wurden in Ländern mit hohem Einkommen durchgeführt. Drei weitere Studien waren zum Zeitpunkt der Publikation noch nicht abgeschlossen und sollen bei einer zukünftigen Aktualisierung des Reviews berücksichtigt werden.

Untersucht wurde das Auftreten von Asthma, Heuschnupfen, Nahrungsmittelallergien (einschließlich Kuhmilchallergie) und „entzündlichen Hauterkrankungen“ (insbesondere atopischem Ekzem / Neurodermitis) in den ersten beiden Lebensjahren. Die meisten Studien untersuchten als Endpunkt das Auftreten von Ekzemen.

  • In acht Studien erhielten schon die Mütter während der Schwangerschaft Probiotika, in fünf zudem während der Stillzeit.
  • In 12 Studien wurden nur Säuglinge mit hohem Allergierisiko eingeschlossen.
  • In 14 Studien wurden die Säuglinge zusätzlich gestillt.
  • Synbiotika wurden nur in drei Studien untersucht.

Kein klarer Nutzen für die Vorbeugung von Allergien

Das Ergebnis in Kürze: Es konnte nicht nachgewiesen werden, dass Probiotika oder Synbiotika eine vorbeugende Wirkung auf die untersuchten Allergien haben. Die Evidenz ist nur begrenzt aussagekräftig. Die eingeschlossenen Studien hatten jeweils nur wenige Teilnehmende und damit auch wenige Allergiefälle. Zudem wurde der Endpunkt „entzündliche Hauterkrankung“ nicht einheitlich erhoben, und es bestanden weitere teilweise erhebliche methodische Schwächen.

Möglicherweise treten bis zum zweiten Lebensjahr etwas weniger entzündliche Hauterkrankungen auf, wie die gemeinsame Analyse von 18 Studien mit insgesamt 3.494 Kindern ergab. Allerdings zeigt die separate Auswertung der vier methodisch hochwertigsten Studien (mit geringem Verzerrungsrisiko) keinen oder allenfalls einen minimalen Unterschied. Für die anderen untersuchten Allergien ließ sich kein positiver Effekt feststellen. Unerwünschte Wirkungen traten in den Probiotika- bzw. Synbiotikagruppen nicht häufiger auf als in den Kontrollgruppen.

Auch Untergruppen profitieren nicht von Probiotika oder Synbiotika

Stillen fördert die kindliche Darmflora und wird daher zur Vorbeugung von Allergien bei Kindern empfohlen. Die aktuelle S3-Leitlinie zur Allergieprävention (Stand: November 2022) hebt die positive Wirkung des Stillens auf das kindliche Mikrobiom hervor, weist jedoch darauf hin, dass die Evidenz für eine tatsächliche Reduktion des Allergierisikos uneinheitlich sei. Der Cochrane Review prüfte in einer Subgruppenanalyse, ob sich die Ekzemhäufigkeit zwischen teilgestillten Kindern und Kindern, die ausschließlich probiotisch angereicherte Formula-Nahrung erhielten, unterscheidet. Dabei konnte kein Unterschied festgestellt werden.

Auch in weiteren Analysen zeigten sich keine Vorteile für bestimmte Gruppen von Kindern: Kinder mit einem erhöhten Allergierisiko hatten keinen Vorteil gegenüber solchen mit durchschnittlichem Risiko. Auch bei Kindern, deren Mütter bereits in der Schwangerschaft Probiotika eingenommen hatten, oder bei der Gabe eines bestimmten Stammes (Lactobacillus rhamnosus) zeigte sich kein Unterschied zu den jeweiligen Vergleichsgruppen.

Text: Dr. Birgit Schindler

Weiterer aktueller Cochrane Review zu Probiotika: Durchfälle wegen Antibiotika-Therapie: Helfen da Probiotika?

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