Vom 26. bis 28. Juni fand in Pörtschach am Wörthersee die Sommerakademie der österreichischen Apotheker statt. Das Programm dafür wurde gemeinsam mit Cochrane Österreich gestaltet, Schwerpunkt war die Evidenzbasierte Medizin (EBM). Ein Informationsfluss fand in beide Richtungen statt. Ein Erfahrungsbericht.
Apotheken sind eine wichtige Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis an der die Erkenntnisse der EBM konkret angewandt werden können. Entsprechend freuten wir, von Cochrane Österreich, uns über die Einladung, das Programm der Sommerakademie der Apotheker mitzugestalten. Während meine Kolleginnen und Kollegen Grundlagen der EBM vortrugen, durfte ich, als Medizinjournalist, zum Abschluss der Konferenz über Medienkompetenz als Voraussetzung für Gesundheitskompetenz sprechen.
Antworten, aber sofort
Da Apotheker im täglichen Kundenkontakt vor der großen Herausforderung stehen quasi sofort zuverlässige Beratung leisten zu müssen, brauchen sie Informationen, die absolut auf den Punkt kommen und nicht unzulässig verallgemeinern. In vielen Fällen wären Cochrane Reviews eine gute Informationsquelle, bisher ist das jedoch eher eine theoretische Möglichkeit: In Österreich haben Apotheker keinen freien Zugriff auf alle Cochrane Reviews, was der Präsident der Apothekerkammer, Max Wellan, gerne durch einen landesweit freien Zugang auf die Cochrane Library ändern würde (wobei ihn Cochrane Österreich natürlich unterstützt).
Trotzdem bleibt die Frage offen, ob unsere Reviews wirklich praxistauglich sind. An wen denken wir, wenn wir laienverständliche Zusammenfassungen der Reviews verfassen? Kommunizieren wir Nutzen und Schaden ausreichend klar? Über welche Kanäle erreichen wir Leser am besten? Ein Weg ist dieser Blog, doch um die EBM so gut wie möglich in die Praxis zu bringen, brauchen wir meines Erachtens auch möglichst viel direkten Austausch mit ihren Anwendern. Nur so können wir ihren Informationsbedarf verstehen und erfahren, was sie aktuell mit unseren Angeboten anfangen können.
Der Spagat
Der Tagungsraum der Sommerakademie in Pörtschach war von drei Ausstellungsräumen umgeben, in denen Firmen ihre Produkte präsentieren konnten. Selbst auf unseren Namensschildern stand der Namen eines Sponsors. Das ist Normalität und die Hersteller sind für Apotheken ein geläufiger Informationskanal. Produktinformation aus erster Hand ist nichts Negatives; auch wenn der eine oder andere Widerspruch zwischen bestimmten Produkten und der evidenzbasierten Medizin im Raum steht.
Unser Job ist dabei, Apothekern Werkzeuge an die Hand zu geben, um Information kritisch zu bewerten und vertrauenswürdige Information rasch zu finden. Wenn wir diesen Job gut erledigen, werden sich die Erkenntnisse der EBM in der Apotheke umsetzen lassen, sodass auch Kunden und Patienten von einer optimalen Beratung profitieren können.
Für mich persönlich war jedoch auch der Informationsfluss in die andere Richtung spannend: Mein Job ist es, Inhalte der EBM für ein breites Publikum oder für spezielle Zielgruppen aufzubereiten. Apotheker sind eine solche Zielgruppe und – wie ich zugeben muss- eine die ich viel zu wenig kenne. Ich hoffe also, dass wir noch oft gemeinsam den Apothekern Schulungen und Workshops anbieten können, denn nur im gegenseitigen Austausch, werden wir ihren Informationsbedarf besser kennenlernen und adressieren können.
Autor: Jörg Wipplinger