Bäume pflanzen, Blumen pflegen, Wege verbessern: Aktivitäten in der Natur sind gut für Körper und Geist, so die bisherige Annahme. Ein Cochrane-Review hingegen zeigt: dafür gibt es bisher keinen eindeutigen Nachweis.
Eine Reihe von Vorsorgeprogrammen basiert auf der Annahme, dass Aktivitäten zur Verbesserung von Natur und Umwelt positive Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit von Erwachsenen haben. Dazu zählen Tätigkeiten im öffentlichen Raum, wie Bäume pflanzen, Wege zu pflegen oder Müll einzusammeln. All diese Aktivitäten brächten eine stärkere Verbundenheit zur Natur, verbesserten soziales Gefüge, erhöhten den Selbstwert und stärkten somit das allgemeine Wohlbefinden, so die bisherige Annahme.
Kaum aussagekräftige Ergebnisse
Ein Team von Cochrane Autoren aus Großbritannien hat nun gemeinsam mit Cochrane Public Health 19 Studien herangezogen, um sichtbar zu machen, ob die genannten Aktivitäten tatsächlich positive gesundheitliche Auswirkungen hätten. In die Studien wurden mehr als 3.600 freiwillige Erwachsene aus Großbritannien, den USA, Kanada und Australien einbezogen und einerseits Daten quantitativ, also zahlenmäßig erhoben, andererseits wurden Interviews geführt, also qualitative Methoden angewendet.
Natur als „Sozialhilfe“
Die Mehrheit der zahlenmäßig, also quantitativ durchgeführten Studien ergab, dass Aktivitäten in Natur und Umwelt keine Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit haben. Zwar nahm eine geringe Anzahl der Studienteilnehmer positive Effekte wahr, doch die Ergebnisse sind mit Vorsicht zu sehen. In den Interviews, also in den qualitativen Studien, gaben die Teilnehmer an, sich allgemein besser zu fühlen und schätzten besonders die soziale Komponente gemeinsamer Aktivitäten. Das galt vor allem für Menschen, die lange Zeit isoliert lebten, so etwa aufgrund einer psychischen Erkrankung. Die Möglichkeit, in Natur und Umwelt aktiv zu sein, wurde durchwegs positiv bewertet, denn für viele Menschen bringt diese Beschäftigung einen strukturierten Alltag mit sich.
Nur vage Ergebnisse
Da die Forschungsergebnisse jedoch nicht robust sind und es an der Qualität der Studien mangelt, können bisher keine Schlüsse gezogen werden, ob der Kontakt mit der natürlichen Umwelt, die Beschäftigung in der Natur mehr positive oder negative Effekte hat. Genauere Studien sind daher nötig, um verlässliche Ergebnisse zu erhalten. Wichtig wäre es außerdem, so die Autoren, zu erfahren, welche Mechanismen zu einer körperlichen oder seelischen Verbesserung führen.
Hier geht’s zum Cochrane-Review:
Das Original Cochrane Review für diesen Blogbeitrag:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD010351.pub2/abstract
Autorin: Mag. Dr. Doris Simhofer