Ganzkörperkältetherapie Muskelkater

Eiskalt erwischt – wem nützt Kältetherapie?

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Intensives Training oder sportliche Überlastung bringt häufig Muskelschmerzen oder Muskelkater mit sich. Für Leistungssportler sind diese Beschwerden ein Hindernis, denn sie gefährden die im Profisport geforderte Höchstform. Sportmediziner empfehlen gegenwärtig die Ganzkörper-Kältebehandlung, um Muskelkater zu behandeln und diesem vorzubeugen. Aber ist diese Therapie tatsächlich wirksam? Ein Cochrane-Review hat die Wirkung untersucht.

Muskelkater kennt fast jeder. Er äußert sich in Muskelschmerzen nach intensiver oder ungewohnter körperlicher Belastung. Üblicherweise vergeht dies nach wenigen Tagen von selbst. Für Athleten, die Höchstleistungen erbringen müssen, ist eine solche Beeinträchtigung ein massives Problem, zumal ein Muskelkater auch nach längeren schmerz- oder krankheitsbedingten Trainingspausen auftreten kann und die Leistung bei nachfolgenden Wettkämpfen schmälern könnte. Neben einer Reihe von Therapien, die Muskelkater verhindern oder die Beschwerden lindern sollen, hat sich jüngst die Ganzkörper-Kältetherapie etabliert. Zunehmend setzen Leichtathleten, Fußballspieler oder Golfer auf diese Methode. Im Zuge einer Ganzkörper-Kältetherapie wird der Betroffene in einer speziellen Kammer – mit Badekleidung, Handschuhen, Ohren- und Mundschutz – zwei bis vier Minuten lang mit kalter, trockener Luft von bis zu -100 Grad ausgesetzt. Ein Cochrane-Review hat untersucht, ob diese Behandlung Muskelschmerzen verringern und die Regeneration im Falle eines Muskelkaters verbessern kann und ob diese Therapie sicher für Betroffene ist.

Wie kommt es zu Muskelkater?

Lange galt ein Übermaß an Milchsäureproduktion als Ursache für Muskelkater. Die Sportmedizin geht heute davon aus, dass Mikroverletzungen des Muskels dafür verantwortlich sind. Es gibt Hinweise, dass die Kältetherapie möglicherweise Einfluss auf die Empfindlichkeit von Hautrezeptoren, auf die Nervenleitgeschwindigkeit oder auf das Enzym Kreatinkinase – es ist für den Energiestoffwechsel im Muskel verantwortlich – haben könnte.

Nur wenige Daten

Der Review hat Studien bis August 2015 herangezogen und dabei die Ganzkörper-Kältetherapie mit einer Kontroll-Intervention verglichen, konkret mit Ruhepause, Placebo oder keiner Behandlung. Dazu wurden vier Studien gefunden, die den Einschlusskriterien entsprachen, in einer Studie wurde die Ganzkörper-Kältetherapie auch mit Fern-Infrarot-Bestrahlung verglichen. Ferninfrarot ist eine spezielle Art der Infrarot-Bestrahlung, bei der die Wellenlänge der Strahlung der Wärmestrahlung des menschlichen Körpers entspricht. In die Studien eingeschlossen wurden 60 männliche und vier weibliche gesunde Erwachsene im Durchschnittsalter von 23 Jahren. Die Studien waren jedoch sehr inkonsistent was Art, Temperatur, Dauer und Häufigkeit der Ganzkörper-Kältetherapie betraf, ebenso bezüglich Trainingsart und -zeit, die den Muskelkater hervorgerufen hatten.

Was wurde untersucht?

Die vier randomisierten kontrollierten Studien umfassten insgesamt 64 Teilnehmer. Im Vergleich zwischen Ganzkörper-Kältetherapie mit passiven Ruhepausen oder keiner Behandlung liegt nur Evidenz von niedriger Qualität vor, die belegt dass Ganzkörper-Kältetherapie möglicherweise die Ruheschmerzen nach 1, 24, 48 und 72 Stunden nach dem Training verringern kann. Niedrig ist auch die Qualität der Evidenz dahingehend, da die Behandlung keinen Unterschied zu Ruhepausen oder keiner Behandlung machte oder die Schmerzen verschlimmerte. Eine sehr kleine Studie mit neun Teilnehmern verglich die Ganzkörper-Kältetherapie auch mit Fern-Infrarot-Therapie und berichtet von einem geringeren Ausmaß an Muskelschmerzen eine Stunde nach der Behandlung. Es liegt also dahingehend nur Evidenz von sehr niedriger Qualität vor. Über nachteilige Wirkungen berichtete keine der vier Studien. In keiner Studie wurde die Ganzkörper-Kältetherapie mit anderen Kältebehandlungen, wie etwa Eiswasserbad verglichen.

Cool – aber auch wirksam?

Die derzeit verfügbare Evidenz ist in allen vier Studien waren von sehr niedriger Qualität, daher auch nicht ausreichend, um die Ganzkörper-Kältetherapie zur Vorbeugung und Behandlung von Muskelschmerzen und daraus resultierendem Muskelkater bei Erwachsenen nach sportlicher Betätigung zu empfehlen. Die Studiendesigns variierten stark, die Studienpopulationen waren sehr klein, außerdem wurden mehr Männer als Frauen (60:4) einbezogen. Die gegenwärtig vorhandenen Ergebnisse sind daher unsicher und es bedarf weiterer Forschung, um einen möglichen Nutzen der Ganzkörper-Kältetherapie zu ergründen, sowie über deren Sicherheit und Anwendungsgebiete Aussagen treffen zu können.

Hier geht’s zum Cochrane-Review:

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD010789.pub2/abstract

Autorin: Mag. Dr. Doris Simhofer

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