Eine Erkältung ist bei Kindern nicht weiter ungewöhnlich. Tritt dazu noch Husten auf, sind schleimlösende und beruhigende Medikamente meist rasch zur Hand. Chronischer Husten, der länger als vier Wochen andauert, wird oft mit Codein oder codeinhaltigen Medikamenten behandelt. Für Kinder unter 12 Jahren ist die Anwendung codeinhaltiger Hustenmittel in Deutschland, Österreich und der Schweiz mittlerweile verboten. In Europa sind derartige Produkte außerdem verschreibungspflichtig. Gibt es mittlerweile neue Erkenntnisse zum Thema? Ein Cochrane-Review hat die aktuell vorliegende Evidenz zur Wirkung von codeinhaltigem Hustensaft geprüft.
Husten, Schnupfen, Halsschmerzen. Im Kindergarten oder in der Schule verbreiten sich gefürchtete Keime in Windeseile. Doch glücklicherweise geht eine „normale“ Erkältung auch rasch wieder vorbei. Komplizierter wird es, wenn Kinder chronischen Husten entwickeln. Dann wird meist versucht, ihn mit Hustensaft oder -sirup in den Griff zu bekommen.
Von akutem zu chronischem Husten
Dauert kindlicher Husten länger als vier Wochen an, ist er aus medizinischer Sicht bereits ein „chronischer Husten“ und kann ein Hinweis auf eine andere Erkrankung sein, wie etwa auf Asthma. Üblicherweise erhalten Kinder bei chronischem Husten ein vom Arzt verordnetes Medikament oder Eltern besorgen einen rezeptfreien Hustensaft in der Apotheke, um den Husten zu lindern. Früher wurden Kinder oft mit codeinhaltigem Hustensaft behandelt – mittlerweile sind Medikamente, die Codein enthalten, für Kinder bis 12 Jahren jedoch verboten. Codein zählt zu den Opioiden und wird im Körper zu Morphin verstoffwechselt. Bei Kindern können codeinhaltige Produkte allergische Reaktionen oder schwerwiegende Atemprobleme hervorrufen. Schwere Nebenwirkungen bis hin zu Todesfällen von Kindern die auf codeinhaltigen Hustensaft zurückzuführen sind, haben dazu geführt, dass im Zuge eines europäischen Risikobewertungsverfahrens (1) im Frühjahr 2015 der Beschluss gefasst wurde, codeinhaltige Arzneimittel für Kinder unter 12 Jahren zu verbieten.
Kaum fundierte Erkenntnisse
Ein Cochrane-Review, der der Frage nachgegangen ist, ob codeinhaltige Arzneien bei Kindern mit chronischem Husten wirksam und ausreichend sicher sind, konnte keine neuen Erkenntnisse liefern. Das Autoren-Team hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Behandlung von Husten während 4 Wochen oder länger mit Codein oder codeinhaltigen Präparaten von Kindern bis 18 Jahren mit der Behandlung mit Scheinmedikamenten zu vergleichen. Es wurden aber keine geeigneten, randomisierten kontrollierten Studien gefunden. Zur Behandlung von akutem Husten (Dauer unter zwei Wochen) bei Kindern fand ein anderer Cochrane Review Studien (2) auch darin konnte keine ausreichende Evidenz zur Wirksamkeit von Codein bei akutem Husten gezeigt werden.
Sicher ist sicher
Die mangelnde Evidenz spiegelt sich auch in den internationalen Leitlinien wider. Darin wird empfohlen, im Falle von chronischem Husten bei Kindern die Ursachen zu behandeln und Codein oder codeinhaltige Arzneien nicht bei Kindern unter 12 Jahren anzuwenden. Auch 12 bis 18-Jährigen mit Atemproblemen werden diese Substanzen aufgrund der erhöhten Risiken nicht empfohlen. Im Zuge des Risikobewertungsverfahrens wurde überdies beschlossen, dass Schwangere und Menschen, bei denen Codein rascher zu Morphin verstoffwechselt wird, codeinhaltige Medikamente nicht einnehmen dürfen.
Hier geht’s zur deutschen Übersetzung des Cochrane-Reviews:
http://www.cochrane.org/de/CD011914/codein-fur-die-behandlung-von-chronischem-husten-bei-kindern
Quellen:
Europäisches Risikobewertungsverfahren, BM für Gesundheit
Smith, SM u.a.; http://www.cochrane.org/CD001831/ARI_over-the-counter-otc-medications-for-acute-cough-in-children-and-adults-in-community-settings)