Goldgelber süsser Honig, verrührt in heissem Tee oder Milch. Darauf haben zumindest unsere Grossmütter bei Husten geschworen. Nun zeigte ein aktualisierter Cochrane Review, dass dieses altbewährte Hausmittel vermutlich tatsächlich gegen Husten wirkt.
Bei Husten habe ich als Kind immer eine heisse Milch mit Honig von meiner Oma zubereitet bekommen. Damals gab es zur Wirksamkeit dieses Mittels wohl noch keine wissenschaftliche Evidenz und niemand wusste, wie das genau helfen soll. Aber lecker und süss war es allemal und geholfen hat es mir auch. Zwei Generationen später setzte ich dieses altbewährte Hausmittel auch bei meinem Sohn ein. Auch bei ihm schien ‚Grossmutters Geheimrezept’ zu wirken: seine nächtlichen Hustenanfälle nahmen ab und die ganze Familie konnte wieder besser schlafen. Im Gegensatz zu meiner Oma interessierte mich, ob die vermeintliche Wirkung des Honigs nur zufällig war oder ob es hierzu wissenschaftliche Beweise gibt.
Ein natürlicher Reflex
Husten ist grundsätzlich hilfreich, um unsere Atemwege von Fremdkörpern zu befreien. Oftmals bildet sich in den Bronchien ein lästiger Schleim, der durch Husten natürlicherweise abtransportiert wird. Daher sollte ein sogenannter ‚produktiver Husten’ nicht zu sehr unterbunden werden. Nach einer eigentlich banalen Infektion raubt uns aber oft ein trockener Reizhusten den Schlaf, den wir dann doch gerade so nötig haben. Denn Schlaf ist ja bekanntlich ‚die beste Medizin’ und Schlafmangel schwächt unser Immunsystem. Doch was hilft bei Reizhusten? Häufig geben Eltern ihren Kindern – wie auch ich meinem Sohn – Honig, entweder in warmem Tee oder eben heisser Milch.
Aber warum gerade Honig?
Es wird angenommen, dass Honig das Wachstum von Krankheitserregern in den oberen Atemwegen reduziert und entzündungshemmend wirkt. Zudem löst Honig den Husten, indem er die Sekrete verdünnt, sodass das Abhusten weniger Schmerzen verursacht. Diese Wirkung ist auf zahlreiche Inhaltsstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Flavonoide zurückzuführen.
Wissenschaftliche Evidenz
Anscheinend beschäftigt nicht nur mich die Frage nach der Wirkung des weit verbreiteten und altbewährten Hausmittels. Auch ein aktualisierter Cochrane Review ging dieser Frage nach. Die Autoren untersuchten, ob Honig tatsächlich die Hustensymptome bei Kindern und Jugendlichen zwischen 12 Monaten und 18 Jahren reduzieren hilft. Es wurden sechs Studien aus Iran, Israel, den USA, Brasilien und Kenia mit insgesamt 899 Teilnehmenden eingeschlossen. Insgesamt war die Studienqualität niedrig bis moderat.
Die Review-Ergebnisse zeigten u.a., dass nach einem Tag unter Honiggabe der Husten weniger lästig war als bei Gabe von rezeptfreien Medikamenten, atemwegserweiternden Medikamenten (Salbutamol), Placebo oder keiner Behandlung. Auch wirkte sich Honig auf die Häufigkeit des Hustens positiv aus: so gaben die Eltern an, dass nach einem Tag unter Gabe von Honig die Häufigkeit des Hustens im Vergleich bereits ein wenig vermindert war. Nach fünf Tagen war der Husten unter Honig weniger häufig als unter Salbutamol oder Placebo. Es zeigte sich auch, dass Honig sich besser auf den Schlaf von Kindern und deren Eltern auswirkte als andere rezeptfreie Medikamente, Antihistaminika, Placebo, oder keine Behandlung.
Im Cochrane Review wurden zudem auch Nebenwirkungen untersucht: so berichteten beispielsweise Eltern von 7 Kindern von insgesamt 149 Kindern unter Honiggabe von mehr Problemen beim Einschlafen, Unruhe und Überdrehtheit im Vergleich zu 2 Kindern mit rezeptfreien Hausmitteln. Auch traten unter Gabe von Honig bei 34 Kindern von insgesamt 402 Kindern Magen-Darm-Beschwerden häufiger im Vergleich zu 13 Kindern in der Placebo-Gruppe auf.
Und mein Fazit ?
Die Studien geben Hinweise, dass Honig gegen Husten bei Kindern wirksam sein könnte. Das altbewährte Hausmittel Honig meiner Oma wirkt also vermutlich tatsächlich. Und dies ohne gravierende Nebenwirkungen. Da die meisten Kinder aber nur für eine Nacht eine Behandlung erhielten und die Qualität der Evidenz nicht sehr hoch war, sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren. Nichtsdestotrotz sollte die Wirksamkeit sowie die möglichen Nebenwirkungen von Honig bei Husten in grösseren Studien und über einen längeren Zeitraum noch besser untersucht werden. Es spricht jedoch auch nichts dagegen, Kindern mit Husten zunächst einen heissen Tee oder eine Milch mit Honig zuzubereiten. Einzig Kindern unter einem Jahr darf kein Honig gegeben werden, da bei ihnen eine mögliche Vergiftung mit den Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum droht.
Text: Anne Borchard