Eine Zigarette oder Zigarre nach dem Festmahl gehört für viele zu einem gelungenen Festabend dazu. Auch wenn es gemütlich ist drinnen bei den Liebsten zu rauchen, sollte man sich überlegen doch lieber vor die Tür zu gehen. Denn Passivrauch schadet der Gesundheit von Nichtrauchern – ob groß oder klein.
Auch wenn über 70 Prozent der Deutschen nicht rauchen, sind viele Menschen durch Passivrauch gefährdet. Dieser birgt nämlich erhebliche gesundheitliche Gefahren. Daher ist ein (gesetzlicher) Nichtraucherschutz wichtig. Vor allem, weil Rauchen das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko darstellt.
Erfreulich ist, dass im deutschsprachigen Raum ein deutlicher Trend zum Nichtrauchen über alle Altersgruppen hinweg erkennbar ist. Am stärksten ist dieser Trend bei Kindern und Jugendlichen: Nur noch zehn Prozent der 12- bis 17-Jährigen greifen aktuell regelmäßig zum Glimmstängel. Vor 20 Jahren waren es fast dreimal so viele.
Eher unerfreulich ist hingegen die Tatsache, dass 2014 jede fünfte Person über 15 Jahre in der EU Passivrauch ausgesetzt war. Fast die Hälfte aller Passivraucher sind Kinder. Sie sind unter anderem wegen ihrer höheren Atemfrequenz besonders von den giftigen Substanzen im Rauch gefährdet.
Laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) sind etwa 90 Stoffe des Zigarettenrauchs krebserregend oder potentiell krebserregend.
Jeder, der den blauen Dunst einatmet, erhöht sein Risiko für Lungenkrebs, und jüngere Frauen wahrscheinlich auch ihr Brustkrebsrisiko. Bei Nichtrauchern erhöht sich durch Passivrauch auch das Risiko für Herzkreislauferkrankungen mit Folgen wie Infarkten und Schlaganfällen, wenn auch nicht so gravierend wie bei Aktivrauchern.
Weltweit sterben ca. sechs Millionen Menschen an den Folgen des Rauchens. Geschätzte weitere 331.000 Menschen sind Opfer der Passivrauchfolgen, berichtete das Fachmagazin Lancet in einer Studie von 2015. Die Europäische Union schätzte die Anzahl der Todesopfer durch Passivrauch in der EU im Jahr 2007 auf über 200 pro Tag.
Handlungsfreiheit der Raucher nachrangig
Aufgrund des Rechts der Nichtraucher auf körperliche Unversehrtheit kann die allgemeine Handlungsfreiheit von Rauchern sekundär eingeschränkt werden.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz hat jeder Arbeitnehmer und jede Arbeitnehmerin einen Rechtsanspruch auf einen rauchfreien Arbeitsplatz. Trotzdem darf in Österreich in Restaurants, Bars geraucht werden. Wenn ein Restaurant klein ist, braucht es nicht einmal einen Nicht-Raucherbereich.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz gelten seit einigen Jahren Gesetzte, die dass das Rauchen in öffentlichen Gebäuden, öffentlichen Verkehrsmitteln und Plätzen verbieten.
Primäres Ziel aus Sicht der Gesundheitsvorsorge muss der Schutz des Nichtrauchers vor Gesundheitsschäden sein, ein weiterer wichtiger Aspekt ist aber auch die Schaffung von Möglichkeiten für Raucher, um mit dem Rauchen aufzuhören.
Verbote bieten zugleich das Potential, soziale Werte und Normen bezüglich des Rauchverhaltens zu beeinflussen.
Interventionen zur Reduktion von Umgebungsrauch
In einem aktualisierten Cochrane Review wurde untersucht, welche Wirkung gesetzliche Rauchverbote auf die Gesundheit von Passivrauchern, und das Rauchverhalten aktiver Raucher haben. Die Autoren suchten in Datenbanken und auf Webseiten bis Februar 2015 nach Studien, die die Wirkung des Rauchverbots auf Gesundheitsaspekte und das Rauchverhalten untersuchen. Insgesamt wurden im aktualisierten Review 77 Studien begutachtet, 12 Studien wurden aus einem bestehenden Cochrane Review (2010) übernommen, 65 neue identifiziert.
Rauchverbote können auf lokalem, regionalem oder nationalem Level verhängt werden und sich auch in ihrem Ausmaß unterscheiden. So wurden gesetzliche Komplettverbote in Innenräumen inklusive Bars und Restaurants von den Review Autoren als ‘umfassende Rauchverbote‘ eingestuft; solche Komplettverbote wurden in der Mehrheit der begutachteten Studien untersucht (n=nicht berichtet). Solche, die das Rauchen in bestimmten Bereichen erlaubten, wurden als ‘partielle Rauchverbote‘ eingestuft (18 Studien).
In 42 Studien wurden Krankenhausdaten analysiert, um die Aufnahme- und Entlassungszahlen bestimmter Jahrgänge in verschiedenen Ländern zu untersuchen. Elf Studien verwendeten länderspezifische Umfragen bezüglich aktiver Rauchexposition in der Bevölkerung und vier Studien setzten passive Rauchexposition am Arbeitsplatz in Zusammenhang mit Gesundheitsergebnissen.
Was bringt‘s?
Insgesamt zeigt sich ein Trend, dass insbesondere die Einführung von umfassenden Rauchverboten zur Reduktion von rauchbedingten kardiovaskulären Krankheiten und Todesfällen und somit zu verbesserter Gesundheit führt. Wurde nur ein partielles Verbot untersucht, waren die Ergebnisse nicht so deutlich. Interessant: Bei einer längeren Nachbeobachtung nach Einführung der Rauchverbote, stellen die Autoren fest, dass die positiven Gesundheitsergebnisse entweder konstant blieben oder sich sogar noch verbesserten.
Derartige Rauchverbote beziehen sich natürlich nur auf den öffentlichen Raum. Zuhause muss jeder und jede selbst Lösungen für ein gesundes Raumklima finden. Ein bisschen unverqualmte Luft wäre aber auf jeden Fall eine origineller Vorsatz für das neue Jahr.
Text: Stephanie Heyl
Hier geht´s zum Cochrane Review: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD005992.pub3/abstract;jsessionid=8E5062F7D039A671BFCC4C6A331D728B.f04t02
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