1879 ist das Jahr, in dem das erste, oder zumindest das erst-dokumentierte, Beratungsgespräch zwischen Arzt und Patient am Telefon stattgefunden hat. Das ist eine Weile her. Heute finden mehr als 25% aller medizinischen Beratungen, auch populär Telemedizin, Telekonsultation oder telefonische Fernbehandlung genannt, am Telefon statt.
Doch werden Ärzte und Ärztinnen ausreichend auf diese oft sehr sensible und schwierige Form der Kommunikation vorbereitet? Gibt es Studien, die mit einschlägigen Informationen diesbezüglich Trainingsprogramme für Mediziner unterstützen können? Cochrane wollte es wissen.
Telemedizin kann zu einem verbesserten und flexibleren Zugang zur Gesundheitsversorgung beitragen
„Die Ergebnisse Ihrer Blutuntersuchungen sollten am Dienstag vorliegen, “ bestätigt mir mein Arzt am Telefon, „sie können mich dann wieder anrufen und wenn nötig stelle ich Ihnen ein neues Rezept aus.“
„Welch ein Traum“, denke ich, erleichtert, dass medizinische Fernbehandlungen so normal geworden sind. Das spart mir Zeit und ermöglicht es mir, meinen Hausarzt auch in der Mittagspause zu kontaktieren.
Telemedizinische Beratungen wie diese haben viele Vorteile. Sie können, erstens, dem Patienten den mühseligen Weg zur Klinik oder Praxis sparen, und, zweitens, Ärzten Zeit geben, sich anderen Angelegenheiten, wie zum Beispiel Notfällen zu widmen.
Die Zahl der medizinischen Fernbehandlungen über Telekommunikationsnetze steigt
Medizinische Telefonberatungen sind heute Gang und Gebe und werden im Allgemeinen schon als sichere Behandlungsmethode angesehen, wie zum Beispiel von der British Medical Association[1]. Tatsächlich finden mehr als ein Viertel aller ärztlichen Patientenberatungen heutzutage am Telefon statt.
Sowohl Ärzte als auch Betroffene machen sich das Telefon zunutze, um Verschreibungen zu erneuern, Testergebnisse mitzuteilen oder auch Routinegespräche zu führen. Aber auch in Notfällen wie Herzversagen oder in der Palliativversorgung wird das Telefon zur Kommunikation zwischen Arzt und Patient genutzt.
Wie sehr die Telemedizin im Trend liegt kann man auch an den Dienstleistungen öffentlicher Krankenkassen sehen, die speziell für ihre Mitglieder medizinische Telefonberatungsdienste bereitstellen.
Andere Berufsgruppen werden speziell geschult um Telefonberatungen erfolgreich durchzuführen. Sind Ärzte es auch?
Doch wie werden Ärzte auf diese Form der Gesprächsführung vorbereitet? Schließlich kann telefonieren eine hochsensible Angelegenheit sein. Vor Allem wenn es darum geht, klare Anweisungen zu geben oder persönliche Inhalte, die oft auch mit einschneidenden Konsequenzen verbunden sein können, zu kommunizieren.
Gibt es bestimmte Trainings- oder Schulungsmaßnamen die besser als andere sind um Ärzten diese Fähigkeit zu vermitteln? Dies war die Kernfrage eines kürzlich veröffentlichten Cochrane-Reviews zu „Trainingsmaßnahmen zur Verbesserung der telefonischen Beratungskompetenz bei Klinikern“.
Schulungsmaßnahmen für Mediziner im Bereich Telekommunikation sind unzulänglich
Frühere Studien zeigen, dass Mediziner und Medizinerinnen generell unzureichende spezifische Trainings zur erfolgreichen Telekommunikation in ihrer Ausbildung erhalten. Dieser Review fand auch keine Studien zur Wirkung von spezifischen Kommunikationstrainingsmaßnahmen für Ärzte auf die Endpunkte von Patienten. Das Autoren-Team fand deshalb keine Evidenz, die zur Gestaltung von Trainings oder Ausbildungen von Klinikern im Bereich der telefonischen Beratung beitragen könnte.
Gute Studien im Bereich Telekommunikationstraining für Ärzte werden dringend benötigt
In der Tat scheint die Verantwortung, diese heutzutage unentbehrliche berufliche Fähigkeit zu kultivieren und zu verbessern, oft der Intuition oder dem Kommunikationsvermögen des einzelnen Arztes überlassen. Der Review zieht daher den Schluss, dass qualitativ hochwertige Studien auf diesem Gebiet dringend benötigt werden. Gut zu wissen.
Mehr Details bei Cochrane Kompakt.
Words are, of course, the most powerful drug used by mankind. – Rudyard Kipling
Text: Andrea Puhl
[1] British Medical Association, General Practitioners Committee. Consulting in the Modern World: Guidance for GPs. London: British Medical Association, 2001.