Anfang Februar, der Winterschlaf lässt nach, mein Körper sehnt sich nach Bewegung, doch mein Rücken schmerzt schon seit Wochen vom vielen Sitzen. Was tun? Sport ist kaum vorstellbar, doch mich nicht zu bewegen brachte bisher auch nichts.
Noch verschlafen logge ich mich auf Facebook ein. In meinem Newsstream lese ich: „Ein aktueller Cochrane Review zeigt, dass Yoga chronische, unspezifische Rückenschmerzen kurzfristig lindern und die Funktionalität des Rückens verbessern kann.“ Prima!
Wie Sand am Meer
Tatsächlich habe ich mich schon länger mit der Idee Yoga zu machen beschäftigt. Was mich bisher abgeschreckt hat: die Qual der Wahl. Von traditionellen Formen bis hin zu Lach-Yoga gibt es alles. Beim Heli-Yoga wird man sogar (wie beim Heli-Skiing) in die Berge geflogen, abgesetzt und macht Yoga in der Höhe. Bei diesem verwirrenden Überangebot fehlte mir, bis jetzt, die notwendige Motivation, tiefer in das Thema einzusteigen.
Yoga ist für „Yeden“
Beim Stöbern online fand ich ein paar interessante Fakten. In der Tat erlebt Yoga seit den 70ern im deutschsprachigen Raum einen regelrechten Boom. Der wurde mitunter durch Kareen Zebroff ausgelöst, die 1973 das Buch „The ABC of Yoga“ schrieb. Im Zweiten Deutschen Fernsehen gab es dann in der Sendung „Sportinformationen“ regelmäßig „Yoga für Yeden“: fünfminütige, praktische Yogaübungen zum Mitmachen für jedermann. Seitdem hat sich Yoga hier, von der spirituellen Dimension des Ostens leicht abweichend, eher zu einer gesundheits- und fitnessfördernden Bewegungsform entwickelt.
Yoga kann die Rücken-Funktionalität verbessern und Schmerzen etwas lindern
Aber was heißt das? Der Facebook-Post zu unserem Cochrane Blog „Wissen was wirkt“ verlinkt mich auf eine kurze deutschsprachige Zusammenfassung des wissenschaftlich fundierten Reviews zum Thema auf Cochrane Kompakt. Zunächst finde ich heraus, was in diesem Fall mit „chronisch“ gemeint ist: Schmerzen, die drei Monate oder länger anhalten. Das ist bei mir also der Fall. Weiter erfahre ich, dass „unspezifisch“ lediglich bedeutet, dass die Ursachen für den Schmerz unbekannt sind. Wiederum fühle ich mich angesprochen, denn ich habe keine Ahnung, wo meine Rückenschmerzen herkommen. Mein Arzt auch nicht.
Weiter lese ich, dass Yoga für 3 Monate im Vergleich zu keiner körperlichen Übung die Rücken-Funktionalität verbessern und Schmerzen für 6-12 Monate lindern kann. Die Schmerzlinderung war jedoch relativ gering. Allerdings steht dort auch, dass im Fall von Schmerzzunahme das Risiko schädlicher Wirkungen durch Yoga größer sein kann als wenn keine Übungen gemacht werden. Dieses Risiko scheint aber ähnlich zu sein wie bei anderen Rückenübungen. In jedem Fall scheint Yoga aber nicht zu schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen zu führen.
Spezielle, auf Rückenschmerzen ausgerichtete Übungen wurden getestet
Doch welche Form von Yoga soll ich machen? Der Review untersuchte Yoga-Übungen, die speziell auf Personen mit Rückenschmerzen ausgerichtet waren, und von erfahrenen YogalehrerInnen angeleitet wurden. Sie waren also, wie es mir scheint, nicht einer bestimmten Art von Yoga zugeordnet. Naja, da muss ich wohl im Konkreten doch noch etwas länger suchen, um das entsprechende Programm und die passenden LehrerInnen für mich zu finden.
Weitere Cochrane Reviews haben andere Maßnahmen zur Verbesserung von Kreuzschmerzen untersucht. Mehr hier: Paracetamol bei Rückenschmerzen, Chronische Kreuzschmerzen sanft wegtrainieren und Pilates gegen Kreuzschmerzen.
Text: Andrea Puhl
Über die Autorin: Brandneu bei Cochrane als Translation and Dissemination Officer angestellt erkunde ich gerade die Bandbreite der Cochrane-Evidenz. Die Möglichkeit, kurze Blogbeiträge für Wissen Was Wirkt zu erstellen hilft mir nicht nur dabei, mich einzuarbeiten, sondern zeigt mir auch, wie sehr Cochrane-Evidenz und speziell deutsche Übersetzungen auf Cochrane Kompakt auch in meinem Privatleben relevant sind. Zuvor arbeitete ich als Communication Officer in der europäischen Bildungspolitik in Brüssel.
Details auf Cochrane Kompakt.