COVID-19: JETZT den Rauchstopp wagen!

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Tabak in jeglicher Form ist schädlich und trägt ursächlich dazu bei, dass jedes Jahr über 8 Millionen Menschen sterben. „Die Jugend schützen!“ lautet das Motto des diesjährigen Weltnichtrauchertages der WHO am 31. Mai. Ziel der Aktion: Kinder und Jugendliche sollen erst gar nicht mit dem Rauchen beginnen und besser vor Passivrauch bewahrt bleiben. Nicht zu rauchen ist gerade in Pandemiezeiten umso wichtiger, da noch unklar ist, inwiefern das Rauchen als Risikofaktor für eine COVID-19-Erkrankung gelten kann. Eine „Special Collection“ der Cochrane Library stellt Behandlungen und Ansätze vor, die den Rauchstopp unterstützen können.

Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag – ein Tag, an dem Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit auf die Gefahren des Rauchens hinweisen und versuchen, Raucher zum Rauchstopp anzuregen und Menschen vor dem Rauchbeginn zu schützen. Denn die Gefahren des Tabakrauchens und des Passivrauchens sind mittlerweile unumstritten und sogar auf der Zigarettenverpackung unübersehbar: Rauchen tötet! Rauchen erhöht nicht nur das Risiko für Atemwegserkrankungen wie COPD und Lungenkrebs, sondern gilt auch als Risikofaktor für Diabetes Typ-2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Weniger schwere COVID-19 Krankheitsverläufe bei Rauchern?

Seit Beginn der Corona-Krise hat das Thema „Rauchen“ und „Nikotinaufnahme“ besonders Fahrt aufgenommen und bereits für einige Diskussionen gesorgt. Denn über den Zusammenhang zwischen Rauchen und COVID-19 gibt es gemischte Nachrichten.

So veröffentlichten französische Forscher am 21. April eine Querschnittsstudie, mit dem Befund, dass unter den Corona-Patienten erstaunlich wenige Raucher sind: „Unsere Studie sowohl bei ambulanten als auch bei stationären COVID-19-Patienten deutet stark darauf hin, dass Menschen, die täglich Rauchen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung eine sehr viel geringere Wahrscheinlichkeit haben, eine symptomatische oder schwere SARS-CoV-2-Infektion zu entwickeln,“ schlussfolgerten die Autoren.

Diese Studie – für sich allein und aus dem Kontext genommen – könnte sogar zum Rauchen oder zumindest zum Konsum von Nikotinersatzprodukten wie Pflaster oder Kaugummis, anregen. Tatsächlich sahen sich französische Behörden nach der Veröffentlichung der Studie gezwungen, gegen Hamsterkäufe von Nikotinersatzprodukten vorzugehen. Dabei ist die Vermutung, dass Nikotin möglicherweise das Coronavirus daran hindern könnte, in „Körperzellen einzufallen“, voreilig und wissenschaftlich nicht fundiert. Wie in diesem Artikel des „Spiegel“ hervorgehoben, basiert die französische Studie „letztlich auf den Angaben von 22 Rauchern unter den befragten Pariser Corona-Patienten. Bei einer so kleinen Testgruppe können zufällige Abweichungen in der Statistik entstehen, die das Gesamtbild verzerren.“

Ein Ende April erstmals veröffentlichter Living Systematic Rapid Review von Beobachtungsstudien stellt fest, dass die Evidenz bezüglich eines Zusammenhangs zwischen Rauchen und COVID-19 nicht eindeutig ist: „Über alle 41 Beobachtungsstudien hinweg besteht bei der Erfassung des Raucherstatus eine erhebliche Unsicherheit darüber, ob das aktuelle oder ehemalige Rauchen mit einer SARS-CoV-2-Infektion […] in Zusammenhang gebracht werden kann.“, schlussfolgern die Autoren (Stand: 18.05.2020).

COVID-19 Risikogruppe: Raucher?

Egal von welcher Seite man die Situation also betrachtet, sie bleibt – zumindest momentan –ungewiss. Verbleiben wir deshalb bei den wenigen Faktoren, die wir Fakten nennen können:

  1. Aktives und passives Tabakrauchen sind als Risikofaktoren für akute Atemwegsinfektionen und weitere Krankheiten bekannt.
  2. Covid-19 ist für Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen gefährlicher als für Gesunde.

Auch nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts haben Raucher nach bisherigen Erkenntnissen ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf: „Auch verschiedene Grunderkrankungen wie z. B. Herzkreislauferkrankungen, Diabetes, Erkrankungen des Atmungssystems, der Leber, der Niere, Krebserkrankungen oder Faktoren wie Adipositas und Rauchen scheinen das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf zu erhöhen“ (Stand 08.05.2020). Eine ausführliche Diskussion der noch wenig aussagekräftigen Evidenz zum Thema „Rauchen und COVID-19“ liefern zwei auch Autoren der Cochrane Tobacco Addiction Group (auf Englisch).

COVID-19: Rauchstopp jetzt erst recht

Die außergewöhnliche Zeit, die wir alle während der aktuellen COVID-19-Pandemie, erleben, ist für viele Raucher eine besondere Herausforderung. Manch einer greift nun vielleicht erst recht zur Zigarette – sei es aus Langeweile, Angst oder Unsicherheit. Dabei kann man gerade diese Zeit des Physical Distancings auch dazu nutzen, mit dem Rauchen aufzuhören. Das ist auf jeden Fall eine sehr gute Idee. Selbst wenn sich ein Zusammenhang zwischen Rauchen und COVID-19 nicht bestätigen sollte: Die anderen Gesundheitsrisiken für Raucher und ihre Mitmenschen sind seit langer Zeit bestens belegt und auch ohne Pandemie ein nicht kleinzuredender Grund, dem Tabak zu entsagen.

Eben darum fordert die WHO nun dringend dazu auf, mit dem Rauchen aufzuhören. Denn nur so können die damit verbundenen Risiken sowohl für die Raucher selbst als auch die Passivraucher minimiert werden.

Schluss mit dem Rauchen – aber wie?

Die Sonderkollektion der Cochrane Library „Coronavirus (SARS-CoV-2) – Rauchentwöhnung während der COVID-19-Pandemie“ führt Cochrane-Evidenz zum Thema Rauchstopp zusammen.

Die Sammlung enthält bisher sieben Reviews und fasst die vorhandene Evidenz in folgende drei Untergruppen zusammen:

  1. Medikamentöse Behandlungen und Unterstützung, u. a. auch durch Nikotinersatzprodukte für Schwangere
  2. Unterstützung zur Verhaltensänderung
  3. Interventionen zum schrittweisen Aufhören

Interventionen, die den Vorgang des Rauchens imitieren, insbesondere E-Zigaretten, wurden von dieser Sonderkollektion ausgeschlossen, da die Risiken ihrer Verwendung vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie – wie oben angedeutet – unklar sind. Die Sammlung wurde von der Cochrane Tobacco Addiction Group erstellt und wird regelmäßig aktualisiert. Alle Zusammenfassungen der Cochrane Reviews dieser Special Collection wurden ins Deutsche übersetzt und die Volltexte sind weltweit frei zugänglich.

Mit dieser Sammlung von Reviews will auch Cochrane dazu beitragen, die seit langem bestehende „Tabak-Epidemie“ weiter zurückzudrängen – denn ganz unabhängig von COVID-19 gilt: Zum Aufhören ist „jetzt“ immer die beste Zeit.

Text: Anne Borchard, Andrea Puhl, Georg Rüschemeyer

Weitere nationale Informationen und Hilfestellungen zum Thema Rauchstopp mit bzw. ohne Bezug zu COVID-19 finden sich auch auf folgenden Websites:

Deutschland:
Rauchfrei: https://www.rauchfrei-info.de/informieren/rauchen-gesundheit/corona/
Gesundheitsinformationen.de: https://www.gesundheitsinformation.de/rauchen.2080.de.html
Aktionsbündnis Nichtrauchen zum 31. Mai: https://www.abnr.de/weltnichtrauchertag/2020-lass-dich-nicht-manipulieren/
Österreich:
Medizin Transparent: https://www.medizin-transparent.at/corona-nikotin/
Gesundheit.gv.at: https://www.gesundheit.gv.at/service/beratungsstellen/nikotinsucht-beratung
Schweiz:
Stopsmoking.ch: https://www.stopsmoking.ch/corona/
Bundesamt für Gesundheit BAG: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/sucht-und-gesundheit/tabak/gesundheitliche-folgen-rauchen/nikotinabhaengigkeit-tabakentwoehnung.html
Lungenliga: https://www.lungenliga.ch/de/die-lungen-schuetzen/tabak-und-nikotin/rauchstopp.html
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