Atemnot

COPD – lebensbedrohlich und weit verbreitet

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Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, oder kurz COPD (vom Englischen‚ ‚Chronic Obstructive Pulmonary Disease‘), eine stetig fortschreitende, lebensbedrohliche Erkrankung, die im Jahr 2015 zu 3,17 Millionen Toten (das entspricht 5 % aller Todesfälle weltweit in 2015) geführt hat. COPD nimmt weltweit zu und wird von vielen jetzt schon als Volkskrankheit bezeichnet. Dennoch kennen viele Menschen die Erkrankung nicht. Aufgrund der Brisanz des Themas möchten wir im Folgenden eine kurze Übersicht zum Krankheitsbild und zu verfügbarer Cochrane Evidenz geben.

Vor kurzen habe ich mich aus purem Interesse zu einem Atemtraining-Schnupperkurs angemeldet. Atemtechniken sind ein großer Bestandteil meiner Yogakurse und ich wollte mehr darüber lernen. So trug ich mich auf die Kursliste ein, ohne an jegliche Erkrankung zu denken.

Doch schnell wurde mir klar, wie wichtig Atmung und Atemtechniken für verschiedene Krankheiten sind. Schon auf der dritten PowerPoint-Folie der Trainerin sprangen mir vier fettgedruckte Buchstaben ins Auge: COPD – Chronic Obstructive Pulmonary Disease, oder chronisch obstruktive Lungenerkrankung. Erst kürzlich hatte ich ein Cochrane Kompakt Plain Language Summary zu Selbstmanagement mit Handlungsplan bei COPD vom Englischen ins Deutsche übersetzt. Mein Interesse, tiefer in das Thema einzusteigen und aufzuarbeiten, welche Cochrane-Evidenz es zu COPD gibt, wurde geweckt. Dies führte zu der Idee, eine kleine Serie zu Behandlungenmöglichkeiten bei COPD für Wissen Was Wirkt zu erstellen. In diesem ersten Teil geht es um einen Überblick.

COPD – Was steckt dahinter?

COPD wird als Sammelbegriff für chronische, stetig fortschreitende Erkrankungen der Lunge angewandt, inklusive der chronisch obstruktiven Bronchitis mit oder ohne Lungenemphysem. Unter der chronischen Bronchitis (COB) versteht man die dauerhafte Entzündung der Bronchien, bei der sich zusätzlich eine beständige Verengung (Obstruktion) der Atemwege einstellt. Diese kann durch Medikamente nur teilweise zurückgebildet werden. Bei einem Lungenemphysem werden die sich am Ende der kleinen Bronchien befindenden Lungenbläschen, oder Alveolen, in denen der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid stattfindet, überdehnt und teilweise zerstört. Dadurch wird die Oberfläche der Lunge insgesamt verkleinert und die Atmung dauerhaft erschwert.

Häufigkeit der Erkrankung

Laut WHO gab es im Jahr 2016 weltweit 251 Millionen Menschen mit COPD. Es sind deutlich mehr Männer als Frauen betroffen.  In den kommenden Jahren kann durch die steigende Anzahl an Rauchern*, vor allem in Ländern mit mittleren und niedrigen Einkommen, und durch die demographische Alterung mit einer steigenden Zahl an Neuerkrankungen gerechnet werden. Allein in Deutschland sind rund 6,8 Millionen Menschen an COPD erkrankt, also jeder Achte über 40. COPD tritt demnach hierzulande weit häufiger auf als andere, bekanntere Volkskrankheiten, wie beispielsweise Asthma oder Diabetes mellitus.

Ursachen und Symptome der Erkrankung

Langfristiges Rauchen, und somit die langfristige Reizung der Atemwege durch Tabak, ist in der westlichen Welt die Hauptursache für COPD. Doch nicht jeder Raucher entwickelt COPD und die Erkrankung kann auch auf andere, die Atemwege langfristig schädigende Ursachen zurückgeführt werden, z.B. das Einatmen von Luftschadstoffen oder Schadstoffen, Chemikalien, Dämpfen oder Staub am Arbeitsplatz. In Ländern mittleren bis niedrigen Einkommens kommen Faktoren wie Innenluftverschmutzung durch Kochen mit Kohle hinzu.

Das anfängliche Symptom bei einer COPD ist meist ‚nur‘ ein Husten mit Schleimauswurf, der von Betroffenen oftmals nicht ernst genommen und eventuell über einen lange Zeitraum hinweg als Raucherhusten abgestempelt wird. Da es sich jedoch um eine chronische Erkrankung mit fortschreitender Schädigung des Lungengewebes handelt, sollten die Beschwerden von Betroffenen erkannt und vom Arzt/Ärztin richtig diagnostiziert werden. In der Tat hat die COPD laut Lungeninformationsdienst eine hohe Dunkelziffer. 40 % der Betroffenen kennen ihre Diagnose nicht.

AHA! – Symptome einer COPD:
• Auswurf
• Täglicher Husten
• Zunehmend dauerhafte Atemnot, auch ohne Bewegung (im Gegensatz zu sporadischen Anfällen bei Asthma)

Symptome verschlimmern sich bei Erkältungs- oder Grippeerkrankungen und können beim Atmen Pfeiff- und Brummgeräusche beinhalten. Die sich nach längerem Krankheitsverlauf einstellende Atemnot führt bei Betroffenen häufig nicht nur zu Mobilitätsverlust, sondern auch zu reduzierter Kontaktaufnahme mit anderen Menschen, Depression und verminderter Lebensqualität.

Therapiemöglichkeiten bei COPD

Die wichtigste Therapiemaßnahme bei Rauchern ist der Verzicht auf das Rauchen, um den Fortschritt der Erkrankung zu verlangsamen und die Prognose zu verbessern. Medikamente helfen, die Symptome zu lindern und Atemnot-Anfällen vorzubeugen. Patientenschulungen und Handlungspläne unterstützen Betroffene dabei, mit der Erkrankung umzugehen. Alternative Therapieansätze wie Tai-Chi, Atem- und Gesangstherapie sowie Bewegungstherapien, die darauf abzielen, Kurzatmigkeit zu reduzieren, können ebenfalls wirksame Maßnahmen sein.
In den nächsten 2 Artikeln, die auf unserem Blog zu lesen sein werden, werde ich auf einige der Therapieformen und ihre Wirksamkeit laut Cochrane-Reviews näher eingehen.

Warum das relevant ist, vielleicht sogar in Ihrem Umfeld? Bis zum Jahr 2030 wird allein in Deutschland mit einem Anstieg auf bis zu 7,9 Millionen COPD Betroffenen gerechnet. Außerdem geht man davon aus, dass COPD in der Liste der häufigsten Todesursachen weltweit im Jahr 2030 den dritten Platz einnehmen wird.

Text: Andrea Puhl

*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlechter.

Weitere Quellen:

Andreas, Stefan & Herth, Felix & Rittmeyer, Achim & Kyriss, T & Raupach, T. (2007). Tabakrauchen, chronisch obstruktive Lungenerkrankung und Lungenkarzinom. Pneumologie. 61. 590-594. 10.1055/s-2007-980121.

Gillissen Adrian. (2016). Update COPD-Therapie. Arzneimittelverordnungen in der Praxis. Ausgabe 2, April 2016. https://www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/AVP/Artikel/201602/062.pdf. Zugriff 20. März 2018.

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