Schulanfang: Sowohl bei den Schülern als auch bei den Lehrern, gibt es jene, die sich sehr darüber freuen, als auch jene, die es weniger begeistert. Die Schüler mögen uns verzeihen, dass wir uns in diesem Beitrag den Lehrern widmen. Deren Job ist nicht nur erfüllend und sinngebend, er ist oft auch einfach der pure Stress. Muss das so sein oder kann dagegen etwas getan werden?
Die Schüler sind gar nicht das Problem – zumindest nicht, wenn man einer britischen Erhebung glauben darf. Demnach haben zwar die Mehrzahl aller im Schulbetrieb Beschäftigten gesundheitliche Probleme durch Stress, aber als Ursache wird in erster Linie eine zu hohe Arbeitsbelastung gesehen. Das Verhalten der Schüler wird viel seltener als Ursache angegeben.
Das ist in gewissem Sinn eine gute Nachricht – um Lehrern den Stress zu nehmen, müssen wir also nicht auf (noch) nettere Schüler hoffen, sondern können versuchen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Ein Cochrane Review von April 2015 hat sich angesehen, welche Maßnahmen bereits in Studien untersucht wurden.
Andere Aufgaben, bessere Perspektiven
Die Autoren fanden vier Studien aus den USA, China und Australien mit insgesamt 2199 Lehrern, in denen überprüft wurde, wie eine Veränderung der Arbeitsbedingungen zu weniger Stress und Folgeerkrankungen führen können. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass es hilft, die Aufgaben der Lehrer zu verändern und sie in Stressmanagement zu schulen. Die berufliche Belastbarkeit hat sich dadurch verbessert, der Stress wurde ein wenig gemindert. Großer Haken an der Sache: Es wurde nicht dokumentiert, wie die Aufgaben verändert wurden, womit der Nutzen für eine Übertragbarkeit auf andere Schulen gegen Null geht.
Überraschend wenig Erfolg bringen Coaching und Lehrerfortbildung. Zumindest laut zwei kleiner Studien trat keine nennenswerte Wirkung auf Angstgefühle, Depression, Burnout oder emotionale Kompetenz ein. Da aber bei beiden Studien jeweils nur wenige Lehrer teilnahmen, ist die Aussagekraft recht gering.
Die größte Studie analysierte ein Programm mit mehreren Maßnahmen: Zahlung von Leistungsprämien, Aufstiegsmöglichkeiten und Mentoring. Nach drei Jahren waren die Lehrer in diesem Programm etwas weniger resignativ. Kein sehr erbauliches Ergebnis, und selbst das ist noch zu bezweifeln, weil in der Studie nur die Ergebnisse von acht der 34 eingeschlossenen Schulen berichtet werden.
Neue Ideen, bessere Evidenz
Noch können wir aus der Studienlage nur wenig lernen. Es scheint Sinn zu machen, bei den Arbeitsbedingungen anzusetzen, aber wir sind noch weit davon entfernt konkrete Methoden empfehlen zu können. Es braucht also neue Ideen, die anhand von gut geplanten, prospektiven Studien überprüft werden müssen.
Der Forschungsbedarf ist riesig. Weltweit entscheiden Lehrer über die Zukunft unserer Kinder – darüber was sie lernen wollen, was ihr Interesse weckt und wie sich ihre Persönlichkeit entwickelt. Niemand will, dass den Job Menschen machen müssen, die vor lauter Stress krank werden.
Details dazu auf Cochrane kompakt und Evidently Cochrane