Krebsbezogene Fatigue: Ausdauer vs. Kraftsport: Das Bild zeigt eine minimalistische und stilisierte Illustration einer Person, die in einem grünen Park spazieren geht. Die Person trägt ein farbenfrohes Kopftuch, das im Wind weht und dabei dem Symbol für Krebsbewusstsein, der Schleife, ähnelt. Sie ist in Bewegung, mit leicht angewinkelten Armen, und wirkt entspannt und dynamisch. Der Hintergrund besteht aus weichen, pastelligen Grüntönen, die Bäume, Sträucher und Blumen darstellen. Am Himmel sind stilisierte Wolken und eine Sonne zu sehen, was eine friedliche, hoffnungsvolle und ermutigende Atmosphäre vermittelt.

Krebsbezogene Fatigue: Ausdauer vs. Kraftsport

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Eine krebsbezogene Fatigue kann stark belastend sein, für Körper und Seele. Es ist gut erforscht, das körperliche Aktivität oder Sport helfen können. Aber welche Art von Training ist besser?

Was ist krebsbezogene Fatigue?

Eine Krebsbehandlung ist ermüdend und anstrengend. Da signalisiert der Körper schnell: Ich will mich jetzt einfach ausruhen. Fachpersonen nennen diese Ermüdung oder Erschöpfung auch krebsbezogene Fatigue. Diese lähmende Ermüdung ist eines der Hauptsymptome von Menschen mit Krebs. Sie geht weit über ein bloßes sich erschöpft fühlen hinaus. Die Ursachen für die krebsbedingte Fatigue sind vielfältig und noch nicht vollständig aufgeklärt. Einerseits kann die Krebserkrankung, sowie begleitende körperliche und psychische Erkrankungen selbst die Leistungsfähigkeit verringern. Andererseits kann die Krebstherapie mit ihren Nebenwirkungen und Folgen bewirken, dass die Energiereserven gering sind.  Typische Symptome der krebsbezogenen Fatigue sind körperlich und mental spürbar: Energielosigkeit oder Müdigkeit, die auch nach angemessenen Ruhepausen nicht verschwindet [1]. Die häufigsten Symptome beinhalten das Gefühl von Müdigkeit, Gliederschwäche, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen und erhöhter Bedarf nach Schlaf und Ruhe, Störungen der Merkfähigkeit, Erschöpfung, die in keinem Verhältnis zu der zuletzt ausgeübten Aktivität steht.

Sport kann bei krebsbezogener Fatigue helfen – aber welcher?

Wenn die krebsbezogene Fatigue vor, während oder nach der Behandlung einsetzt, könnte entgegen dem intuitiven Impuls, sich auszuruhen, Sport helfen [2]. Betroffene können durch ein angepasstes Bewegungsprogramm ihre krebsbezogene Fatigue verringern [2]. Das kann sich auch positiv auf die psychische Gesundheit, die Lebensqualität und die Zeit nach der Krebsbehandlung auswirken. Aber welche Bewegung genau bringt die besten Effekte? Die Krafttrainingseinheit oder der ausgiebige Spaziergang? Auch die Autor*innen eines Cochrane-Review gehen der Frage nach der besten Bewegungsform bei Krebs nach.

Neuer Cochrane-Review vergleicht Krafttraining mit Herz-Kreislauf-Training

Die Autor*innen wollten in einer systematischen Übersichtsarbeit herausfinden, was denn nun besser ist: Herz-Kreislauf- oder Krafttraining. Die Forschenden bezogen sich auf sechs Studien mit 447 Teilnehmer*innen mit Prostata-, Brust- oder Lungenkrebs. Das Training begannen die Teilnehmer*innen vor, während oder nach der Krebsbehandlung. Unter Herz-Kreislauf-Training verstanden die Autor*innen Aktivitäten wie Walking, Laufen, Schwimmen und Radfahren.  Krafttraining beinhaltete ein Training mit dem eigenen Körpergewicht, mit Gewichten oder mit Hilfsmitteln wie elastischen Therapiebändern.

Evidenz sehr unsicher: Studien haben methodische Probleme

Insgesamt ist die Evidenz zu kurz- und langfristigen Wirkungen für den direkten Vergleich der beiden Trainingsarten auf krebsbedingte Fatigue sehr unsicher. Der Frage nach der besseren Sportart nachzugehen, stellte sich als schwierig heraus. Die Studienteilnehmer*innen wussten sehr genau, in welche Gruppe sie eingeteilt wurden. Wissenschaftler*innen sprechen hier von fehlender Verblindung. Auch die Studien selbst hatten ein zusätzliches Risiko für Verzerrungen, beispielsweise weil Teilnehmer*innen die Therapie vorzeitig abbrachen (attrition bias) oder die ausgewählten Proband*innen nicht repräsentativ für die Bevölkerung waren (selection bias).

Krebsbezogene Fatigue in der Praxis

In der Praxis bekommen Menschen, die mit Fatigue leben bereits evidenzbasierte Unterstützung. Die Sportwissenschaftlerin Dr. Antonia Pahl arbeitet in der Sportonkologie am Uniklinikum Freiburg täglich mit Menschen, die durch die Krebstherapie gehen.  „Wir haben einen konsequenten Ablauf, aber kein Schema-F.“, erklärt sie im Gespräch. Trainingspläne sind individuell, die Behandlung erfolge abhängig von den Nebenwirkungen der Krebstherapie, nicht primär nach der Krebsart. „Beispielsweise müssen wir bei untergewichtigen Menschen mit dem Ausdauertraining aufpassen, damit sie nicht noch mehr Gewicht verlieren. Andere Menschen haben ein stark verändertes Körpergefühl oder sind durch die Nervenschäden in den Händen und Füßen, auch Polyneuropathie genannt, motorisch eingeschränkt.“ Das Wissen, dass „körperliche Aktivität hilft“, liefert somit die Grundlage für den individualisierten Sportplan. Dieser kann individuell verschieden Krafttraining an Geräten, Training am Laufband, dem Ergometer oder Spaziergänge beinhalten. Im Optimalfall eine Kombination aus allem.

Selbsteinschätzung ist ein wichtiger Teil der Therapie

 Besonders wichtig ist Pahl, dass sie gemeinsam mit den Behandelten realistische Ziele formulieren und die Selbstwahrnehmung stärken. Sie sind, ob schon vor der Krebserkrankung Sportler*innen oder nicht, Expert*innen für ihre eigene Fatigue: „Meiner Erfahrung nach profitieren diejenigen mit der höchsten Fatigue am meisten. Allerdings ist die Krebstherapie sehr anstrengend für den Körper und die Schritte sind klein.“ Ob man sich als Sportmuffel auch um die Ausdauereinheiten drücken kann? Pahl erklärt: „Die persönliche Präferenz des Trainings spielt eine große Rolle.“ Das wird auch von den Cochrane Reviews unterstützt: Sport hilft, ganz egal ob Ausdauer- oder Kraftsport.

Hier kommen sie zur Zusammenfassung des Reviews in laienverständlicher Sprache auf Deutsch.

Wer sich für spezielle Fragestellungen interessiert, findet hier mehr Cochrane-Evidenz zu körperlichem Training und Krebs 

Krafttraining für Fatigue bei Menschen mit Krebs

Körperliches Training bei fortgeschrittenem Lungenkrebs

Körperliches Training für Menschen, die sich einer multimodalen Krebstherapie mit Operation unterziehen

Dieser Beitrag (in englischer Sprache) bietet eine Richtlinien für körperliche Aktivität für Krebsüberlebende.

Hier gibt es Informationen speziell zur Früherkennung von Brustkrebs

Quellen

[1] Deutsche Krebsgesellschaft https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/nebenwirkungen-der-therapie/fatigue-bei-krebs/was-ist-fatigue.html, Zugriff am 24.01.2025.

[2] Cramp F, Byron-Daniel J. Exercise for the management of cancer-related fatigue in adults. Cochrane Database Syst Rev. 2012 Nov 14;11(11):CD006145. doi: 10.1002/14651858.CD006145.pub3. PMID: 23152233; PMCID: PMC8480137.


Text: Mo Meixner, Medizinjournalist*in

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