Malaria

Malaria – nach wie vor eine globale Herausforderung

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25.04.2019 – Welt-Malaria-Tag. Malaria stellt nach wie vor eine globale Herausforderung dar. Alle 2 Minuten verliert ein Kind sein Leben aufgrund dieser heimtückischen Krankheit. Nach jahrelangen Erfolgen im Kampf gegen die Tropenkrankheit schlagen Expertinnen und Experten der WHO erneut Alarm: In einigen Regionen Afrikas ist Malaria wieder im Vormarsch. Allein im Jahr 2017 erkrankten 219 Millionen Menschen weltweit an Malaria – 200 Millionen davon kamen aus Afrika. Die WHO will diesem Trend mit der „Zero malaria starts with me“ Kampagne, die gleichzeitig das Motto des diesjährigen Welt-Malaria-Tages ist, entgegenwirken. Was sagt die Evidenz zu diesem Thema?

120 – so viele Kinder sind allein in der Zeit an den Folgen von Malaria gestorben, in der ich für diesen Beitrag recherchiert habe. Während Sie das hier lesen, werden es ca. weitere 3 bis 5 sein.

Die meisten von uns beschäftigen sich mit dem Thema Malaria nur dann, wenn sie in tropische oder subtropische Länder reisen. Dann machen wir uns (hoffentlich!) schlau, wie wir uns am besten vor dieser Krankheit schützen können. Gut ausgestattet mit vorbeugenden Medikamenten, Mückennetz und Co treten wir unsere Reise an. Für die Menschen, die in Malaria-Regionen leben, ist das aber nicht so einfach. Den meisten fehlt schlichtweg das Geld, um sich einfache, vorbeugende Maßnahmen, wie ein Moskitonetz oder Mückenspray oder gar eine Behandlung, leisten zu können.

Im Jahr 2017 erkrankten 219 Millionen Menschen weltweit an Malaria. Rund 435.000 starben an der Tropenkrankheit. Insbesondere für Kinder unter fünf Jahren stellt die Erkrankung oft ein Todesurteil dar – im Jahr 2017 machten sie 61 Prozent (266.000) aller Malaria Todesfälle aus!

Tendenz steigend

Die weitaus meisten Erkrankungs- und Todesfälle treten in afrikanischen Ländern auf. Dort ist die Zahl der Neuerkrankungen auch wieder im Steigen begriffen. Trotz wirksamer Vorbeugungs-und Behandlungsmöglichkeiten verzeichnete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2017 zum zweiten Mal in Folge einen Anstieg von Malaria-Fällen – und das, obwohl sich die WHO im Jahr 2015 zum Ziel gesetzt hat, bis 2030 die Zahl der Krankheitsfälle um 90 Prozent zu senken [WHO fact sheet]. Hauptursachen dafür sind, laut WHO, vor allem fehlende finanzielle Mittel, aber auch zunehmende Resistenzen gegen Malariamedikamente. Ein Eckpfeiler im Kampf gegen die Krankheit sind vorbeugende Maßnahmen, wie Moskitonetze, Insektenmittel und Chemoprophylaxe. Was sagt die Evidenz dazu?

Kleiner Stich mit bösen Folgen

Schuld an der rasanten Verbreitung von Malaria hat die Anopheles Mücke. Diese dient den Erregern der Malaria, sogenannten Plasmodien, als Zwischenwirt. Vor allem in der Dämmerung und nachts sind die kleinen Plagegeister auf der Suche nach einer Mahlzeit. Während die Mücke Blut saugt, gelangen aus ihrem Speichel die Plasmodien über die Blutbahn in die Leber. Dort vermehren sie sich und befallen nach einiger Zeit die roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Die Plasmodien vervielfältigen sich in den Erythrozyten, was dazu führt, dass diese zerstört werden. Es kommt zum Ausbruch der Erkrankung. Beim Menschen können fünf verschiedene Plasmodien-Arten zu Malaria führen. Je nachdem mit welcher der Betroffene angesteckt wurde, kann es Tage oder auch Wochen bis zum Krankheitsausbruch dauern. Am häufigsten kommt es zu einer Infektion mit Plasmodium falciparum. Dieser verursacht die schwerste Form von Malaria, die unbehandelt zu gravierenden Organschäden und oft zum Tod führt. Schwangere Frauen und Kleinkinder sind besonders gefährdet an dieser zu erkranken und zu sterben.

Typisch für die Erkrankung sind Fieberschübe, Schüttelfrost und nächtliches Schwitzen. Dazu kommen grippeähnliche Symptome, wie Kopf- und Gliederschmerzen. Der weitere Verlauf der Erkrankung hängt von der Art des Erregers und vom Abwehrsystem des Betroffenen ab.

Beste Prävention ist der Schutz vor Mückenstichen

Vorbeugende Maßnahmen, durch die es erst gar nicht zu einer Infektion kommt, sind das A und O im Kampf gegen Malaria. Dabei besteht das Hauptaugenmerk darin, den Stichen der Anopheles-Mücken – und damit der Erregerquelle – möglichst zu entgehen (Expositionsprophylaxe).

Eine banale Möglichkeit, die aber viele Infektionen verhindern und Leben retten kann, ist das Schlafen unter einem Moskitonetz, das mit insektenabtötenden Substanzen imprägniert ist. Dies zeigte auch ein im Jahr 2018 veröffentlichter Cochrane Review, in dem insgesamt 275,000 Kinder und Erwachsene untersucht wurden. Das Autorenteam fand heraus, dass durch das Schlafen unter mit Insektiziden imprägnierten Netzen nicht nur die Zahl der Neuinfektionen deutlich gesenkt werden kann, sondern auch die Kindersterblichkeit. Die Übersichtsarbeit zeigte, dass durch das Schlafen unter einem Netz jedes Jahr rund 6 von 1000 Kindern gerettet werden können.

Eine weitere Methode, um Mückenstichen zu entgehen, ist die Blutsauger mit Hilfe von mückenabschreckenden Mitteln fernzuhalten. In einem weiteren Cochrane Review aus dem Jahr 2018 untersuchte ein internationales Autorenteam, ob mückenabschreckende Lotionen, Sprays oder Rauchfallen beziehungsweise mit Insektiziden imprägnierte Kleidung, vor Malaria schützen können. Da die Qualität der derzeit vorliegenden Studien niedrig ist, konnte das Autorenteam dieser Übersichtsarbeit aus der vorliegenden Evidenz keine verlässlichen Schlüsse über die Wirksamkeit dieser Methoden ziehen.

Schwangere besonders gefährdet

In der Schwangerschaft stellt Malaria ein großes Risiko für die Mutter und das ungeborene Kind dar. Eine Infektion kann zu Fehl-, Tot- oder Frühgeburten oder einem verringerten Geburtsgewicht führen. Außerdem kann eine lebensbedrohliche Blutarmut (Anämie) bei Mutter und Kind die Folge sein. Um einer Infektion in der Schwangerschaft vorzubeugen, empfehlen Expertinnen und Experten der WHO schwangeren Frauen in malariagefährdeten Gebieten, unter mit Insektiziden behandelten Netzen zu schlafen. Dass dies durchwegs Sinn macht, hat das Autorenteam eines Cochrane Reviews aus dem Jahr 2006 bestätigt. In diesem wurden schwangere Frauen, die in den am stärksten von Malaria betroffenen Gebieten Afrikas leben, untersucht. Es zeigte sich, dass jene Schwangeren, die unter imprägnierten Netzen schliefen, ein um 33 Prozent geringeres Risiko hatten eine Fehl- oder Totgeburt zu erleiden. Außerdem brachten sie weniger Babys mit zu niedrigem Geburtsgewicht zur Welt.

Ergänzend zum Schutz vor Stichen der Anopheles-Mücke rät die WHO allen werdenden Müttern vorsorglich das Malariamedikament „Sulfadoxin-Pyrimethamin“ einzunehmen, das den Ausbruch der Erkrankung verhindern kann (Chemoprophylaxe). Da in vielen Malaria-Gebieten die Plasmodien zunehmend unempfindlich (resistent) gegenüber dieser Wirkstoffkombination werden, sind Forscher und Forscherinnen auf der Suche nach gut wirksamen Ersatzmitteln.

Eine solche Alternative ist Mefloquin. Ein Cochrane Review aus dem Jahr 2018 untersuchte, ob dieses Malariamedikament schwangere Frauen, die in Malariagebieten leben, vor Malaria und deren Auswirkungen schützen kann. Außerdem wollte das Autorenteam wissen, wie es in punkto Nebenwirkungen und Sicherheit um Mefloquin steht. Im Vergleich zu Sulfadoxin-Pyrimethamin, zeigte sich, dass Mefloquin zwar ebenso wirksam einer Malaria bei schwangeren Frauen vorbeugen kann. Allerdings vertrugen viele werdende Mütter dieses auch schlechter. Jene Frauen, die Mefloquin einnahmen, hatten mehr mit unerwünschten Wirkungen zu kämpfen. Beispielsweise hatten sie, ein vierfach höheres Risiko für Erbrechen und Schwindel.

Hoffnung Impfung

Die Forschung steht nicht still im Kampf gegen Malaria. Seit Jahren wird geforscht, um einen effektiven Impfstoff zur Kontrolle der Tropenkrankheit zu entwickeln. 2018 ist man diesem Ziel einen Schritt näher gekommen: Die WHO hat in drei afrikanischen Ländern ein Pilotprojekt zur Erprobung eines Malariaimpfstoffs gestartet. Bis 2022 soll getestet werden, ob die Impfung vor einer Infektion durch Plasmodium falciparum schützen kann.

Noch viel zu tun

Trotz intensivster Bemühungen der WHO, besaßen im Jahr 2017 nur etwa die Hälfte aller Menschen, die in Malariagebieten leben, ein Moskitonetz. Noch immer haben viele Menschen in diesen Gegenden keinen Zugang zu Vorbeugungs- und Behandlungsmöglichkeiten. Um diese Lücken zu schließen brauche es, laut dem Welt-Malaria-Report der WHO mehr finanzielle Mittel um lokale Gesundheitssysteme ausbauen zu können – und genau darum geht es am Welt-Malaria-Tag. Mit weltweiten Veranstaltungen und Aktionen soll die Öffentlichkeit daran erinnert werden, dass Malaria immer noch eine schwerwiegende Erkrankung und eine bedeutende Todesursache darstellt.

Text: Dr. Claudia Christof, Medizinjournalistin und Mitarbeiterin bei Medizin-Transparent.at (Cochrane Österreich)

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