Jetzt einmal ehrlich! Wie oft hat man Ihnen bei Erkältungen schon geraten, erhitzte, befeuchtete Luft zu inhalieren, mit der Vorhersage, dass Sie sich danach besser fühlen? Aber hilft Inhalieren denn wirklich bei einer Erkältung? Ein aktualisierter Cochrane Review hat sich genau mit dieser Frage beschäftigt. Untersucht wurde Inhalieren mit einem speziellen Inhalationsgerät (RhinoTherm). Können Sie das Fazit schon erahnen?
Schon von klein auf hat mich meine Mutter bei jeder Erkältung oder verstopften Nase „heißen Dampf“ inhalieren lassen. Damals lief das so: Kopf über einen Topf mit heißem Wasser und Kräutern, Handtuch über den Kopf damit der Dampf nicht entweicht, und dann kräftig ein- und ausatmen. Soweit ich mich erinnern kann, ging es meiner Erkältung danach manchmal besser, manchmal aber auch nicht. Woran ich mich allerdings sehr gut erinnere, ist, dass ich das ganze Ritual als sehr unangenehm empfand. Denn schicke Inhalationsgeräte wie das RhinoTherm Gerät hatten wir damals nicht.
Was wurde untersucht
Die Frage, ob Inhalieren bei Erkältungen hilfreich ist, haben sich neben mir auch schon andere gestellt. Ein Cochrane Review, der im August 2017 aktualisiert wurde, fasste die Ergebnisse sechs randomisierter, doppelblinder Studien mit insgesamt 387 Teilnehmenden jeder Altersgruppe zusammen, um festzustellen, ob und wie die Inhalation heißer, feuchter Luft durch ein RhinoTherm Gerät auf Erkältungssymptome wie das Ausscheiden von Rhinoviren wirkt. Erkältungssymptome, die beobachtet wurden, waren unter anderem Fieber, Appetitlosigkeit, Unwohlsein und Frösteln einhergehend mit Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und allgemeinen Schmerzen.
Die einbezogenen Studien wurden alle zwischen 1987 und 1995 veröffentlicht, neuere wurden nicht gefunden. Die meisten Studien schlossen Menschen mit natürlich auftretenden Erkältungen ein. Eine Studie induzierte Erkältungen durch Infektion der Teilnehmenden.
Alles heiße Luft?
Keine der eingeschlossenen Studien berichtete über eine Verschlechterung der klinischen Symptome nach dem Inhalieren heißer, feuchter Luft. Allerdings zeigte auch keine der Studien aussagekräftige Evidenz, die eine gesundheitliche Verbesserung bestätigen könnte. Die Teilnehmenden in zwei Studien zeigten weniger anhaltende Symptome, aber die Ergebnisse waren widersprüchlich. Auch berichteten zwei Studien über geringfügige unerwünschte Ereignisse, wie Unbehagen oder Irritationen der Nase. Die Behandlung hatte keine Wirkung auf die Rhinovirus-Freisetzung aus der Nasenschleimhaut.
Zudem wurden die Teilnehmer nach ihrem subjektiven Empfinden gefragt. Die Antworten fielen leicht positiv für ein Wohlbefinden nach Inhalation aus. Der Unterschied zur Vergleichsgruppe war aber so gering, dass die Autoren keine klare Aussage machen konnten.
Insgesamt wurde die Qualität der einbezogenen Studien als niedrig eingestuft. Das heißt, dass neue Studien eventuell zu anderen Ergebnissen führen könnten. Deshalb plädieren die Autoren stark für die Durchführung weiterer gut konzipierter, randomisierter, doppelblinder Studien auf diesem Gebiet.
Fazit
Die Autoren des Reviews fassen zusammen:
Die aktuelle Evidenz zeigt weder Vor- noch Nachteile einer Erkältungsbehandlung durch feuchte, warme Luft mit Hilfe eines RhinoTherm Inhalators. Alle Ergebnisse müssen mit Vorsicht interpretiert werden.
Mein Fazit deshalb an alle Inhalations-Freunde: einfach der Freude folgen! Und für die, die es nicht mögen: kein schlechtes Gewissen haben, das Inhalieren ausfallen zu lassen! Hätte ich das damals gewusst, hätte ich mich vielleicht leichter durchsetzen können.
Text: Andrea Puhl
Zum vollständigen Review:
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