Cup of tea

Vitamin C gar kein Wundermittel gegen Erkältung

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Die Erkältungswelle scheint dieses Jahr besonders hartnäckig. Es gibt mehr als 200 Viren, die Erkältungssymptome, wie eine laufende oder verstopfte Nase, Niesen, Halsschmerzen, Husten und manchmal auch Kopfschmerzen, Fieber und gerötete Augen, hervorrufen. Aber was tun anstelle oder neben der Einnahme üblicher Pharmazeutika? Wissen Was Wirkt stellt zu diesem Thema eine kurze Serie zu beliebten Hausmitteln bei Erkältungen vor. Hier geht es um Vitamin C.

Nach dem Blog-Beitrag letzte Woche zum Inhalieren erhitzter, befeuchteter  Luft durchsuchte ich die Cochrane Library zu weiteren, beliebten Hausmitteln zur Verbeugung oder Behandlungen von Erkältungen und stellte fest, dass Cochrane auf dem Gebiet so Einiges zu bieten hat. Zudem wurde mir klar, dass die Ergebnisse bei manch einem, der auf die ein oder andere Behandlung schwört, zu einer Desillusionierung führen könnten. Wie steht es diesbezüglich mit der Einnahme des beliebten Vitamin C?

Vitamin C bei Erkältung – eine (fast) 100-jährige Geschichte

Vitamin C (Ascorbinsäure) ist wohl das bekannteste aller Vitamine. Es unterstützt die natürliche Immunabwehr, indem es gegen den oxidativen Stress, der während einer Infektion erzeugt wird, schützt. Vitamin C wurde in den 1930er Jahren erstmals isoliert und seither als Möglichkeit zur Behandlung von Atemwegsinfektionen genannt. Nachdem tierexperimentelle Studien gezeigt hatten, dass Vitamin C die generelle Infektionsresistenz gegen Viren und Bakterien beeinflusst, wurden Anfang der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts dann verstärkt Studien durchgeführt, um die Einfluss von Vitamin C auf Erkältungserkrankungen zu untersuchen. In den 1970ern schloss schließlich der Nobelpreisträger Linus Pauling aus früheren, placebo-kontrollierten Studien (kontrollierte Studien, die die Ergebnisse einer Behandlung mit denen einer Scheinbehandlung vergleichen), dass Vitamin C Erkältungen verhindern und ihre Symptome abmildern kann. Sein im Jahr 1970 veröffentlichtes Buch „Vitamin C and the Common Cold“ ist bis heute sehr einflussreich. Es propagierte Vitamin C weltweit erfolgreich als Mittel zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen – wer würde einem zweifachen Nobelpreisträger (Nobelpreis für Chemie im Jahr 1954 und Friedensnobelpreis in 1962) widersprechen wollen?

Cochrane versus Pauling?

Ein 2013 veröffentlichter Cochrane Review untersuchte, ob Vitamin C das Auftreten von Erkältungen oder die Dauer oder Schwere einer bereits eingetretenen Erkältung verringern kann, entweder bei regelmäßiger Einnahme oder als Behandlungsform bei einer anstehenden Erkältung. Der Review analysierte insgesamt 67 randomisierte, placebo-kontrollierte  Studien, in denen Vitamin C in einer Dosis von 0,2 g/Tag oder mehr untersucht wurde.

Hauptergebnisse:

  • Die regelmäßige Einnahme von Vitamin C hat keinen Einfluss auf das Auftreten von Erkältungen in der normalen Bevölkerung.
  • Bei Sportlern und Menschen, die wirklich extremer körperlicher Belastung ausgesetzt sind wie Marathonläufer oder Soldaten, die Winterübungen im Gebirge machen, kann Vitamin C das Erkältungsrisiko halbieren.
  • Die regelmäßige Nahrungsergänzung mit Vitamin C könnte die Dauer von Erkältungssymptomen reduzieren, wenn auch nur recht wenig (bei Erwachsenen von 7 auf 6,5 Tage, bei Kindern von 7 auf 6 Tage).
  • Nebenwirkungen wurden nicht untersucht.

Fazit

Die von Cochrane analysierten Studien zeigen, dass die regelmäßige Einnahme von Vitamin C Eine Erkältung also nicht verhindern kann. Sie kann aber die Dauer der Erkältung geringfügig reduzieren. Dazu mussten die Studienteilnehmenden allerdings über einen langen Zeitraum vorbeugend Vitamin C einnehmen.

Was würde wohl Pauling zu diesem zusammengefassten Ergebnis sagen? Für mich persönlich ist es jedenfalls Grund genug, weiterhin darauf zu achten, dass ich über meine natürliche Ernährung zumindest den täglichen Bedarf von 100 Milligramm in Form von Obst und Gemüse zu mir nehme. Das ist eigentlich ganz einfach. Dazu reicht es, täglich zwei Kiwis oder Orangen zu essen.

Text: Andrea Puhl

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