In nahezu allen Ländern essen die meisten Menschen zu viel Salz. Ein zu hoher Salzkonsum ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere für Schlaganfall. Die moderate Senkung der Salzzufuhr wäre ein wichtiger Beitrag zur Prävention von Bluthochdruck und seiner Folgekrankheiten.
Wenn wir angesehenen Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) glauben, sind 5 bis 6 Gramm Salz am Tag genug. In den reichen Ländern wird aber im Schnitt fast doppelt so viel konsumiert. Laut einer Metaanalyse, die im British Medical Journal veröffentlicht wurde, steigt mit höherer Salzaufnahme das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten: pro fünf Gramm Salz zusätzlich pro Tag steigt das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden um 23 Prozent. Der Studie zufolge könnten durch eine Reduktion des täglichen Salzkonsums um fünf Gramm weltweit jährlich 1,25 Millionen Schlaganfälle verhindert werden.
Verstecktes Salz in Lebensmitteln
Aber es ist nicht so einfach, den Konsum von Salz zu senken, denn es ist oft in Fertigprodukten versteckt und nur unzureichend deklariert. Entweder wir essen gerne Speisen, die besonders salzig sind, oder solche mit relativ geringem Salzgehalt, dafür aber in großen Mengen. So stammt ein Viertel des täglich aufgenommenen Salzes in Deutschland aus Brot, gefolgt von Fleisch- und Wurstwaren, Käse und Milchprodukten. Das Robert Koch Institut (RKI) hat bundesweit die Natrium-Ausscheidung von etwa 7.000 Personen zwischen 18 und 79 Jahren gemessen und daraus, sowie aus Befragungsdaten, die individuelle Salzzufuhr berechnet. Laut dieser Studie nehmen Frauen täglich durchschnittlich 8,4 Gramm und Männer 10 Gramm Salz zu sich. Etwa drei bis fünf Gramm zu viel.
Helfen Initiativen bei der Salzreduktion?
Um die Salzmenge in der Nahrung zu reduzieren, haben Regierungen und Organisationen verschiedener Länder Maßnahmen entwickelt, die auf Bevölkerungsebene wirksam sein sollten. Ein Cochrane-Review bietet nun erstmals eine Übersicht zur Wirksamkeit dieser Initiativen. Ein Team kanadischer und australischer Autoren und Autorinnen suchte nach Studien und Forschungsberichten in elektronischen Datenbanken bis Januar 2015. Zehn Studien mit insgesamt 64.798 teilnehmenden Personen lieferten genügend Daten für quantitative Analysen. Manche der zehn Länder verfolgten nur eine, andere mehrere Initiativen zur Senkung des Salzkonsums. So organisierte Japan eine öffentliche Gesundheitskampagne und England fuhr mehrgleisig etwa durch überarbeitete Angaben auf Lebensmittelpackungen oder Beschränkungen bei der Vermarktung für Kinderprodukte.
Durchwachsene Ergebnisse
In China, Frankreich, Irland, England und Finnland konnte eine Abnahme des Salzkonsums nach der Intervention festgestellt werden. In Kanada und der Schweiz kam es sogar zu einer vermehrten Salzaufnahme, und in Österreich, den Niederlanden und den USA konnte keine Veränderung festgestellt werden. Interessant war, dass in den Ländern, die auf mehrere Interventionen gleichzeitig setzten, mit vier von sieben Ländern mehr als die Hälfte einen Erfolg verbuchen konnte. Dort, wo Frauen und Männer getrennt analysiert wurden, zeigte sich bei den Männern eine deutlichere Abnahme des Salzkonsums durch die Intervention als bei den Frauen.
Bewertung der Wirksamkeit schwierig
Aufgrund der hohen Heterogenität der eingeschlossenen Studien war es nicht möglich ein Ergebnis über alle Studien hinweg zu berechnen. Daher lässt sich keine pauschale Schlussfolgerung ableiten. Aus diesem Grund wird in diesem Review die Qualität der Evidenz als niedrig eingestuft. Insgesamt betrachtet, zeigen die Ergebnisse aber, dass durch Regierungen veranlasste Maßnahmen das Potential haben, bevölkerungsweit eine Reduktion des Salzkonsums zu bewirken. Dies gilt vor allem für Männer und wenn mehr als eine Maßnahme parallel angewandt werden. Wichtig war, dass eine Intervention dabei direkt am Produkt selbst ansetzte, etwa durch einen geringeren Salzgehalt oder durch Deklaration auf der Verpackung. Die Deutsche Hochdruckliga (DHL) fordert beispielsweise eine Kennzeichnung von verstecktem Salz in Lebensmitteln mit Ampelfarben: Rot symbolisiert viel, Grün wenig enthaltenes Salz. So hätte jeder Verbraucher eine Chance, seinen Salzkonsum und damit auch sein Krankheitsrisiko zu senken.
Text: Stephanie Heyl
Bildnachweis: SteFou! CC BY 2.0
Hier geht´s zum Cochrane Review:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD010166.pub2/full