Eine Ära geht zu Ende: Nach fast drei Jahren endete kürzlich unsere „Schlüsselkonzept“-Serie auf Wissen Was Wirkt. Ihr Ziel war es den Lesern und Leserinnen das Rüstzeug mitzugeben, Gesundheitsinformationen zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, in einem Wort: Gesundheitskompetenz. Ein kurzer Rückblick und eine lange Link-Liste.
Aus Medien und Internet prasseln Unmengen von oft widersprüchlichen und manchmal fragwürdigen Informationen zu Gesundheitsthemen auf uns ein, die oft nur schwer zu bewerten und einzuordnen sind. Besonders eklatant ist dies in der COVID-19-Pandemie. Um in diesem Dschungel der Gesundheitsinformationen im Internet die Übersicht zu behalten, braucht man eine möglichst gute Gesundheitskompetenz. Gemeint ist die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen finden zu können, sie zu verstehen, zu beurteilen und im Sinne guter, evidenzbasierter Entscheidungen auch anzuwenden. Wie es um die Gesundheitskompetenz in Deutschland bestellt ist (Spoiler: nicht allzu gut) und wie man sie als Einzelner und auf Ebene von Organisationen und Gesellschaft verbessern kann, war eben erst Thema des zweiten Symposiums von Cochrane Deutschland.
36 Werkzeuge für die kritische Betrachtung von Gesundheitsinformationen
Auch Wissen Was Wirkt liefert nicht ausschließlich Gesundheitsinformationen aus Cochrane Reviews. Wir wollen den Lesern und Leserinnen auch das Rüstzeug mitzugeben, solche Informationen kompetent zu verarbeiten. Diesem Ziel diente auch unsere Serie „Schlüsselkonzepte zur kritischen Bewertung von Aussagen zur Wirksamkeit von Behandlungen“, die wir im August 2018 gestartet und Anfang dieses Jahres nach 36 Folgen abgeschlossen haben.
Die Schlüsselkonzepte entstanden ursprünglich im Rahmen des internationalen Informed Health Choices Project. Sie sollten Menschen dabei unterstützen, zuverlässige von unzuverlässigen Aussagen zu unterscheiden und informierte Entscheidungen auf der Grundlage verlässlicher Evidenz zu treffen – mit einem Wort: es ging um Gesundheitskompetenz.
Die Schlüsselkonzepte (Key Concepts) wurden zunächst in englischer Sprache vom Blog der internationalen Studenteninitiative Students4BestEvidence aufgegriffen und in 36 Beiträgen genauer erklärt. Wissen Was Wirkt hat diese Texte dann ab Mitte 2018 nach und nach in deutscher Übersetzung veröffentlicht.
Das Ende einer Ära
Der letzte Artikel der Serie erschien nun im Januar 2021. Zum Abschluss wollen wir hier zur besseren Übersicht noch einmal sämtliche Beiträge der Serie auflisten. Die Themen sind zeitlos, und so hoffen wir, dass sie gerade in dieser Zeit, in der Gesundheitsinformationen eine nie dagewesene Bedeutung haben, weiterhin hilfreich sein können.
Das Wissen über die EbM und damit Gesundheitskompetenz zu fördern, bleibt natürlich weiterhin eines der Kernziele von Cochrane. Eine Möglichkeit sich darin weiterzubilden bietet der Online-Kurs Cochrane Evidence Essentials, der seit neuestem auch auf deutsch verfügbar ist. Mehr dazu hier.
36 Schlüsselkonzepte auf Wissen Was Wirkt (in drei Kategorien)
1 – Vorsicht vor übertriebenen Versprechungen
1.1 Behandlungen können schaden
1.2 Anekdoten sind kein zuverlässiger Wirksamkeitsbeleg
1.3 Eine Assoziation bedeutet nicht unweigerlich eine Ursache-Wirkungs-Beziehung
1.4 Die gängige Praxis ist nicht immer evidenzbasiert
1.5 Neuer ist nicht automatisch besser
1.6 Die Meinung von Experten ist nicht immer richtig
1.7 Achten Sie auf bestehende Interessenkonflikte
1.8 Mehr ist nicht notwendigerweise besser
1.9 Früher ist nicht unbedingt besser
1.10 Hoffnung kann zu unrealistischen Erwartungen führen
1.11 Erklärungen zur Wirkung von Behandlungen können falsch sein
2 – „Faire Vergleiche“
2.1 Behandlungen müssen fair verglichen werden
2.2 Vergleichsgruppen müssen gleich sein
2.4 Die Gruppen in einem Behandlungsvergleich sollten gleich behandelt werden
2.5 Teilnehmer eines Behandlungsvergleichs sollten nicht wissen, welche Behandlung sie erhalten
2.7 Alle Teilnehmer sollten nachbeobachtet werden
2.8 Alle relevanten und fairen Behandlungsvergleiche müssen berücksichtigt werden
2.9 Übersichtsarbeiten zu fairen Behandlungsvergleichen sollten systematisch sein
2.10 Peer-Review und Veröffentlichung sind keine Garantie für zuverlässige Informationen
2.11 Ergebnisse von Vergleichsstudien sollten immer vollständig veröffentlicht werden
2.12 Subgruppenanalysen können irreführend sein
2.13 Angaben zu relativen Risiken können irreführend sein
2.14 Wenn der „Mittelwert“ kein Mittel zur Erklärung der Ergebnisse ist
2.16 Konfidenzintervalle sollten angegeben werden
2.17 „Statistische Signifikanz“ sollte nicht mit „Bedeutsamkeit“ verwechselt werden
3 – Informierte Entscheidungen
3.1 Sind die gemessenen Endpunkte für Sie bedeutsam?
3.2 Unterscheiden Sie sich sehr von den in einer Studie untersuchten Personen?
3.3 Sind die Behandlungen in Ihrem Umfeld umsetzbar?
3.4 Entsprechen Behandlungsvergleiche den Gegebenheiten Ihres Umfelds?
3.5 Wie vertrauenswürdig ist die Evidenz?
3.6 Überwiegen die Vorteile oder die Nachteile einer Behandlung?